Full text: [Band 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband])

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leicht die Kleidung entbehren läßt, sodaß einerseits zwar die Sorge 
um die Existenz ihnen ferne bleibt, andrerseits aber auch bei der durch 
die Natur ihrer Heimat so sehr beschränkten Zahl ihrer Hilfsmittel 
von einem Fortschritt bei ihnen nicht die Rede sein kann. 
Schon etwas höher stehen die Fis chervölker, die wir wesent— 
lich nur in der kalten und gemäßigten Zone antreffen, weil in den 
Tropen, z. B. auf den Inseln der Südsee, zwar auch Fischfang ge— 
trieben wird, derselbe aber doch nicht die einzige Quelle der Existenz 
bildet. Am einfachsten gestaltet sich das Leben der Flußfischer, 
dergleichen wir in Sibirien finden, wo die Flüsse überhaupt 
reich an Fischen sind, zu gewissen Zeiten im Jahre aber, wenn die 
Seefische zur Ablegung ihres Laiches in ihnen emporsteigen, geradezu 
davon wimmeln. Der Fang derselben setzt schon einige Geräte voraus 
und die Sicherheit der Ernährung läßt das Leben zwar behaglich 
erscheinen; aber da det Blick des Volkes nicht weiter reicht als bis 
zum Ufer seines Flusses, so ist seine geistige Ausbildung auf sehr 
niedriger Stufe geblieben. Höhere geistige Kraftentwicklung nimmt 
das Leben der Seefischer in Anspruch, bei denen in der Regel 
Kühnheit, Schlauheit, Geduld hervorragende Charakterzüge sind. Die 
stete Beobachtung der Atmosphäre und ihrer wechselnden Zustände, 
des Himmels, dessen Sterne die Nacht hindurch dem Fischer den Weg 
zur fernen Heimat weisen, hat zur höheren Entwicklung des Verstandes 
geführt, sodaß es dem Volke zuletzt möglich ward, mit den kleinsten 
Mitteln ganz Außerordentliches zu leisten. Das Volk der Eskimos 
im hohen Norden bildet dafür das beste Beispiel, denn in den übrigen 
Ländern der Erde sind es doch nur immer einzelne Gegenden, welche 
sich für diese Beschäftigung eignen. Es ist wahrscheinlich, daß die 
Japaner, ursprünglich vielleicht die Kurilischen Inseln bewohnend, sich 
dort als Seefischer zu jener Energie und Intelligenz emporarbeiteten, die 
ihnen, als sie später die glücklicher begabten Japanischen Inseln be— 
setzten, die Entwicklung einer so großartigen Kultur ermöglichten, wie 
wir sie dort bewundern. 
Jägervölker finden wir fast nur in Nordamerika; denn in 
den übrigen Ländern fehlt es entweder wie in Australien an jagd⸗ 
baren Tieren oder es sind wie in der alten Welt zähmbare Tiere 
und anzubauende Pflanzen vorhanden. Das Jägerleben setzt gleiche 
Kühnheit, Besonnenheit, Ausdauer wie das des Seefischers voraus, 
aber es verlangt daneben anstrengende körperliche Arbeit. Daher 
folgen bei solchen Völkern auf Tage der schwersten Mühe Tage der
	        
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