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13. Geleh r t.
Wann einer meint, er lerne noch, so kömmt sein Witz empor;
Wann einer meint, er sei gelehrt, so wird er jetzt ein Tor.
14. Ein Richter.
Nach Personen muß mit nichten,
Nach der Sache muß man richten,
Wer die Sache recht will schlichten.
15. Begierden.
Begierden sind ein hartes Pferd, das seinen Reiter reitet,
Wann nicht Vernunft sein Maul versteht und recht den Zügel leitet.
16. M e n s ch e n - S i n n e n.
Köpfe haben Dünkel.
Herzen haben Winkel.
Prüfe, was du siehest;
Merke, was du fliehest!
17. Erbarmung und Barmherzi'gkeit.
Eines andern Pein empfinden heißet nicht barmherzig sein.
Recht barmherzig sein will heißen: wenden eines andern Pein.
17. Paul Flemming (1609—1640)
zu Hartenstein im Vogtlande geboren, besuchte die Fürstenschule zu Meißen. Auf
der Universität Leipzig verwandte er neben seinem Berufsstudium, der Medizin,
viele Zeit auf lateinische und deutsche Gedichte, nahm dann teil an einer Gesandt¬
schaft des Herzogs von Holstein, die über Riga und Moskau nach Jspahan ging.
Nach seiner Rückkehr gedachte er sich in Leyden niederzulassen, starb aber plötzlich
zu Hamburg.
a) Nach betn 6. Psalm.
1. In allen meinen Taten
Lass ich den Höchsten raten,
Der alles kann und hat;
3. Ich zieh' in ferne Lande
Zu nützen einem Stande,
An den er mich bestellt.
Toll's anders wohl gelingen,
Selbst geben Rat und Tat.
Er muß zu allen Dingen,
Sein Segen wird mir lassen,
Was gut und recht ist, fassen,
Zu dienen seiner Welt.
2. Nichts ist es spät und frühe
Um alle meine Mühe,
Mein Sorgen ist umsunst.
Er mag's mit meinen Sachen
Nach seinem Willen machen;
Ich stell's in seine Gunst.
4. Er wird zu diesen Reisen
Gewünschten Fortgang weisen,
Wohl helfen hin und her,
Gesundheit, Heil und Leben,
Zeit, Wind und Wetter geben
Und alles nach Begehr.