VIII
Vorwort.
Beziehungen zu der Zeit, in der sie wurzeln, so daß die Schülerin
diese Dichtungen im Lichte der Zeitumstände und Lebensverhältnisse
des Verfassers sieht und im Zusammenhange mit dem Dichter auffassen
lernt, der ihr dadurch menschlich näher tritt. Darum habe ich den
zwanzig Dichtergestalten, auf die sich meine Litteraturkunde be¬
schränkt, eingehende Biographieen vorausgehen lassen, die dazu
dienen werden, das lebhafte Interesse der Schülerin zu wecken; die
Einzelheiten derselben sind nicht dazu bestimmt, dem Gedächtnisse ein¬
geprägt zu werden, sondern sollen nur beleuchtende Illustrationen auf
die Persönlichkeit des Dichters werfen. — Zehn der hervorragendsten
Dichter der neuesten Zeit (von den noch lebenden habe ich absicht¬
lich hier ganz abgesehen, da diese durch einzelne Gedichte schon in
den früheren Teilen vertreten sind) habe ich mit kürzeren Bio¬
graphieen dem Anhange überwiesen, nicht etwa, weil ich ihre Be¬
deutung für minderwertig als die mancher anderen halte, sondern
um damit anzudeuten, wie der Stoff bei nur einjährigem Kursus zu
beschränken sein bürste. Auch die althochdeutsche Dichtung müßte in
diesem Falle ganz wegfallen und die mittelhochdeutsche Zeit wesentlich
beschränkt werden, was bei der Anordnung des Buches leicht ge¬
schehen kann.
Übersichtlich entrollen die Abschnitte: Reste der ältesten Dichtung,
Die erste Blütezeit der deutschen Dichtung, ferner die Artikel: Das
sechzehnte Jahrhundert, Das siebzehnte Jahrhundert, Die zweite Blüte¬
zeit der deutschen Dichtung, sämtlich von Wilhelm Scherer oder nach
ihn: bearbeitet, anschauliche Bilder des innern Zusammenhanges der
großen Dichtungsperioden mit den weltgeschichtlichen Epochen und ver¬
mitteln so eine Übersicht über die Gesamtentwickelung unserer National-
litteratur, jeden trockenen Leitfaden entbehrlich machend. Um den
einheitlichen Charakter des Buches zu wahren, habe ich überall,
wo es möglich war, für die Darstellung des Inhalts und zur Charak¬
teristik der Werke die vorzügliche Arbeit von Wilhelm Scherer
benutzt, neben ihm aber nur andere litterarhistorische Größen ersten
Ranges.
Eine förmliche Einführung unserer Schülerin in die mittelhoch-
deutsche Sprache gehört, weil fruchtlos, durchaus nicht in die höhere
Mädchenschule, dagegen wird es die Schülerin interessieren, auch ein-