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211. Pas tägliche Wrot. 
O wundervolle Himmelsgabe auf Menschentischen, täglich Brot! 
Die Hoffnung trug ein Korn zugrabe; ein Halm erstand, des Auges 
Labe, mit hellem Grün im Morgenrot. O wundervolle Himmelsgabe auf 
Menschentischen, täglich Brot! , 
Von Liedern war der Halm umklungen; Gott hat den schönen 
Halm bewacht. Die Lerche hat sich aufgeschwungen; auch Heimchen 
haben ihn umsungen, und Lüfte wiegten ihn bei Nacht. 
Und von geschuittneu golduen Ähren kommt Segen nun in jedes 
Haus. Der Drescher trennt das Korn von Halmen; die Mühle klappt, 
es zu zermalmen; als weißes Mehl kommt's dann nach Haus. Das 
muß sich weiter noch bewähren in Wasserflut und Ofenglut; so kommt 
zuletzt von goldnen Ähren der Gottessegeu in das Haus. H. Welker. 
212. Die Geschichte eines Geizhalses.. 
Folge mir jetzt, mein Kind, auf das Feld hinaus! Wir ge¬ 
wahren da Acker, Wiesen und Wälder und im August auch Stoppel¬ 
felder. Auf einem solchen Stoppelfelde wohnte einmal ein Hamster. 
Der besaß ein gar stattliches Haus unter der Erde. Meister Hamster 
hatte es sich selbst gebaut und daher ganz nach seinem Geschmacke 
eingerichtet. Es bestand aus mehreren Kammern; in der einen befand 
sich sein Bett, das aus Heu und Stroh bereitet war; in den andern 
Kammern lagen die Getreidekörner aufgespeichert, die er bereits ein¬ 
getragen hatte. Da konnte i^än in der einen Kammer den Roggen, 
in einer widern die Weizenkörner liegen sehen. 
Freund Hamster, welcher diesen unterirdischen Palast bewohnte, 
war ein behäbiges Herrchen und, wenn auch kaum ein viertel Meter 
lang, doch recht hübsch wohlbeleibt; denn er ließ sich nichts ab¬ 
gehen. Das Bürschchen trug einen roten Oberrock, eine schwarze 
Weste, hatte einen struppigen Schnurrbart und ein Paar recht dicke 
Pausbacken. 
Eines Tages ging er aus, um Korn einzukaufen und zwar bei 
einem Bauer in der Nähe. Er kaufte sehr billig; denn er stahl es 
dem Bauer. Er mähte die schönsten Halme ab, klopfte mit den 
Hinterbeinen die Körner heraus, und als er ein recht hübsches 
Häuflein beisammen hatte, machte er sich seelenvergnügt auf den 
Heimweg. 
Da kam ihm ein armes Hamsterlein entgegen und bat ihn recht 
dringend um eine Gabe. Der Hausbesitzer, Meister Hamster, war je¬ 
doch ein unausstehlicher G^Miäls; er konnte nie genug bekommen, 
hatte deshalb auch sein Weib und seine armen Kinder vertrieben, 
damit er alles nur für sich allein besitze. Als ihn daher das arme 
Hamsterlein anbettelte, machte er eine so böse Miene und brummte 
den Bettler so grob an, daß dieser auf und davon lief.
	        
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