Object: [Teil 3 = Kl. 6, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Kl. 6, [Schülerbd.])

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auf dem mãchtige, uralte Tannen standen. Am Fube dieses Berges 
öffnete sich eine weite Höhle, in der unzählige Lichter brannten. 
Dahinein ging es und dann durch einen langen Gang weiter, bis sich 
endlich eine grobe, himmelhohe Halle auftat, in der es so hell war 
wie am Tage. Mitten in der Halle stand ein goldenes Schlob, viel 
schõner, als es der kleine König im Traume gesehen hatte. Die 
Tũrflũgel sprangen auf, und die kleinen Männer führten die Ge- 
schwister in einen Saal, in dem zwei Thronsessel, der eine wieder 
ganz von Gold, der andere von Silber, standen. Auf den ersten 
Thron setzte sich der Bruder und auf den zweiten die Schwester. 
Kaum war dies geschehen, so ging ein leises Geflüster durch den 
Saal, und dann zogen die kleinen Männer an dem Throne vor— 
über, verneigten sich tief und riefen mit lauter Stimme: „Hoch 
lebe König Wichtel der Erssste!“ Bei diesem Rufe aber fuhr der 
König zornig empor. 
Er sprach ganz verdrieblich: „Ich heibe nicht Wichtel, ich 
heiße Fritz, fragt nur meine Schwester, die weibß es so gut 
wie ich.“ Die Schwester nickte beistimmend, der kleine Mann 
aber, der die Kinder im Walde begrüßt hatte, trat vor den Thron, 
verneigte sich tief und sagte ehrerbietig: „Verzeihen Ew. Majestät 
gnädigst, wenn ich mir zu bemerken erlaube, dab von diesem 
Tage an Ew. Majestät nicht mehr Fritz, sondern Wichtel der 
Erste heißben; denn von heute an sind Ew. Majestät der König 
aller Vichtelmänner.“ — „Wenn dem so ist,“ sagte König Wichtel 
gnädig, „s50o will ich mir's gefallen lassen.“ Kaum hatte er das 
gesagt, so0 trat ein kleiner Mann vor den Thron, der trug einen 
Stab mit einem groben Knopfe in der Hand und meldete, die 
Tafel sei angerichtet. „Freut mich,“ sagte König Wichtel, „denn 
ich habe groben Hunger.“ Da tat sich eine goldene Flügeltür auf, 
und eine lange Tafel wurde sichtbar, die mit herrlich duftenden 
Speisen besetzt war. Der könig und seine Schwester stiegen 
von dem Throne und nahmen an der Tafel Platz, und dann setzten 
sich auch die Vichtelmänner. Im Freien drauben, unter einem 
Strauche, wurde die Dienerschaft mit Speise und Trank bewirtet, 
und ein kleiner Sänger sang und spielte dazu. 
Die Geschwister lieben es sich vortrefflich schmecken, und 
als endlich die Tafel vorüber war, geleitete sie einer der Wichtel- 
männer in ein schöõnes Zimmer, in dem ein prächtiges goldenes 
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