5. Oesterreich-Ungarn. 
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Durchschnittlicher Ernteertrag in Deutschland 3,18 Millionen t, in 
Österreich-Angarn 3,10 Millionen t. 
Unter den übrigen Einfuhrwaren aus unserm Nachbarstaate 
ragen noch besonders hervor: Eier und Gesiügel. (Die Geflügel- 
zucht ist bei uns bekanntlich ziemlich vernachlässigt.) Böhmen, 
das sich einer außerordentlich geschützten Lage erfreut, schickt uns 
durch Elbkähne den Uberschuß seiner Obsternte, besonders Pflaumen 
und Äpfel. Dazu kommen Hopfen und Bier aus Pilsen. 
Nur geringe Werte (6,5 Millionen Mark) erreicht vorläufig die 
Erdöleinfuhr aus Galizien. llnfer Großkapital hat es leider 
versäumt, Ölfelder in Galizien zu erwerben. Die amerikanischen Gruben- 
besitzer dagegen waren schon nahe daran, auch die galizischen Erdölgruben 
an sich zu bringen und so Äerren des Preises zu werden, als es 
noch rechtzeitig gelang, ihrem Beutezug wirksam zu begegnen. Jede 
stärkere EntWickelung der galizischen Erdölgewinnung kann uns nur 
angenehm sein. Äier liegt das Petroleum gewissermaßen vor 
unserer Tür, und eine gesteigerte Erdölausfuhr Galiziens würde es 
Amerika unmöglich machen, die Preise willkürlich festzusetzen. 
Endlich erhalten wir noch manche Waren über Österreich-Angarn, 
die nicht österreichischen Ursprungs sind. Viele unserer Kolonial- 
waren, wie Kaffee, Reis und Ääute kommen nach dem großen 
österreichischen Hafen Tri est und sind sür Süddeutschland bestimmt. 
Kassee-Einfuhrhäuser in Mannheim, Frankfurt a. M., 
Dresden haben hier Zweigniederlassungen gegründet. Die großen 
Reisschälereien in Tri est gehören meistens Deutschen. 
Somit ist Ö st erreich-Ängarn durch den starken Ab¬ 
satz seiner Erzeugnisse an das Deutsche Reich ge¬ 
bunden. Von seiner Aussuhr im Werte von etwas über 
2 Milliarden Mark (1907) kommt beinahe 1 Milliarde auf das 
Deutsche Reich. Daraus ergibt sich, daß Österreich-Ungarn 
weit mehr von uns abhängig ist als wir von ihm. Von 
unserer Aussuhr im Werte von 6,845 Milliarden Mark (1907) nahm 
Österreich-Ungarn nur sür 716 Millionen Mark auf. 
Ein drittes Bindeglied zwischen den beiden 
Reichen stellt Österreichs Bevölkerung dar. Heute zählt 
zwar das Kaiserreich unter 47 Millionen Einwohnern nur 
12 Millionen Deutsche. Welche Wichtigkeit haben aber diese 
12 Millionen sür das Kaiserreich! Fast 9/10 aller Gewerbesteuern 
werden von ihnen bezahlt, 7/io aller Bauerngüter, 3/4 des ganzen 
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