Karls des Großen Allein-Negierung.
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um ihren Volkshelden zu schaaren und selbst die Frisen schloßen sich an. Die
gegen die Serben ziehenden Franken wandten sich nach der Gegend, wo das
feindlicheHeer sich sammelte, wurden aber am Süntelgebirge (Suntal) umringt
und nur wenige vermochten sich zu dem mit den aufgebotnen Truppen der
Ripuarier heranziehenden Grasen Theuderichs) zu retten. Aber nun erschien
Karl der Große selbst und so schreckend war sein Auftreten, daß sogar Widu-
kmd zu den Nordmannen entfloh und niemand an ernsten Widerstand dachte.
Er forderte die Auslieferung der Rädelsführer und 4500 wurden in seine
Hände gegeben. Bisher hatte er sich stets mild bezeugt, die Eidbrüchigkeit
verziehen, jetzt aber war seine Geduld zu Ende. In grimmem Zorn ließ er
jene alle bei Verden (Ferdi, an der Aller) hinrichten. Die seinem sonstigen
Wesen widersprechende übereilte That hatte die der gehofften und erwarteten
entgegengesetzte Wirkung. Denn zur Rache erhob sich das gesammte Volk,
Widukind kehrte zurück und zum erstenmal ward in eigentlichen offnen Feld¬
schlachten gekämpft 783, bei Theotmelli (Detmold, amOsningberge) und an der
Haase^). In beiden blieb den Franken der Sieg und den Verlust zahlreicher
tapferer Krieger konnten die Sachsen so bald nicht ersetzen. Und Karl ließ
ihnen keine Ruhe. 784 drang er von Lippenham an dem Rhein unter Ver¬
wüstungen bis zur Weser, wo er bei Huculbi (Hockeleve, j. Petershagen
unweit Minden) ein Lager schlug. Da Überschwemmungen der zahlreichen
Flüsse den Zug nach dem Nordosten hemmten, so blieb des Königs ältester
Sohn Karl mit einem Teile des Heeres im Lager zurück und jener selbst zog
durch Thüringen nach den von Sachsen bewohnten Ebenen an der Saale und
Elbe. Bis Schöningen (§ 73, 12 S. 262 Anm. 3) drang er verwüstend
vor und kehrte dann nach Worms zurück, wohin auch sein Sohn mit seiner
Heeresabteilung, nachdem er im Draignigau (an der Lippe) ein Reitergefecht
siegreich bestanden hatte, glücklich gelangte. Der Feldzug sollte jedoch damit
nicht geendet sein, nur frische Truppen aufgeboten werden. Mit diesen schlug
Karl noch in demselben Jahre ein Lager an der Andere im Gaue Huetta
unweit der Feste Skidroburg (die Emmer im Pyrmontffchen bei Schieber) und
drang von da verwüstend bis Rimi am Zusammenfluß der Weser und Werne
(Warnaha). Die ungewöhnliche Strenge des Winters brachte ihn von Aus¬
führung seiner Absicht nicht ab. Er nahm auf der Eresburg sein Winterlager
und schickte von dort Abteilungen aus, alle Gaue der Sachsen heimzusuchen.
Das Frühjahr 785 sah die Reichsversammlung der Franken in Paderborn
und hier wurden die strengsten Befehle erlassen, unter Androhung der Todes¬
strafe alles Heidnische verboten und Gehorsam gegen die Kirche und gegen den
König eingeschärft, auch alles unter die fränkische Verwaltung gestellt?).
Und als nun Karl bis zu dem Bardengau (das Lüneburg'sche) zog, fand er
überall die größte Ruhe. Nur Widukind, Abbio und einige andere Große
waren über die Elbe entflohen. Karl wüste, daß seine Herschaft nicht sicher
sei, blieb sein kräftigster Gegner unversöhnt, und deshalb bot er ihm straflose
Rückkehr und stellte ihm dafür sogar Geiseln zur Verfügung. Lange mag der
begeisterte Freiheitskämpfer geschwankt haben, bis die Heimatsliebe und die
1) Nach der Darstellung in Einhards Annalen tritt nicht hervor, daß die drei
Führer des gegen die Serben ziehenden Heers und Theuderich ans Karls Befehl
gehandelt haben, was aber unzweifelhaft ist. Nach demselben hätte Theuderich jene
drei gewarnt und zur Umstellung der Sachsen geraten, sie aber hätten, um nicht
Theuderich Anteil au der Ehre des Siegs zu laßen, übereilt angegriffen. — 2) Schlacht-
vorderbcrg, später die Clus, unweit Osnabrück. Abel zu Euch. Leben c. 8. —
3) Siehe die Hauptbestimmungen des Capitulare bei Abel zu Einh. Jahrb. S. 69—72.