Full text: Poesie (A, [Schülerband])

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184. Abendlied. 
schallendes Lämmern 
tief unten im Tal, 
streitendes Dämmern 
mit sterbendem Strahl, 
Nahe wie ferne 
der Glocken Geläut', 
leuchtende Sterne 
am Himmel zerstreut, 
Frieden und Schlummer, 
ihr kehret nun ein, 
scheuchet den Nummer 
und löset die Pein. 
185. 
Schreitet dem schwachen 
Menschengeschlechte 
einmal ein Seher 
deutend voran, 
Nimmer vergessen 
werden die Züge, 
denen die Gottheit 
Sprache verliehn. 
Spät noch die Lnkel 
sehen ihn wallen 
mit der erhobnen 
Lyra im Nrm. 
Ewige Jugend 
rollt ihm die Socken, 
ewiges Feuer 
nährt ihm den Blick. 
Seine Gesänge 
rauschen hernieder, 
frei wie die Ströme 
nieder ins Sand. 
Goethe. 
Freudig vernimmt sie, 
himmlisches ahnend, 
dankbar im Volke 
jegliches Ghr. 
Ihn.zum vertrauten 
wählt sich das junge 
rosenumbuschte 
liebende paar, 
ihn zum Gefährten 
wählt sich das stille 
schicksalgeprüfte 
einsame herz. 
Gleich wie ein Sternbild 
über der Irdischen 
Scheitel heraufzieht 
allen ein Freund, 
Nlso erscheint er 
mitten im Wirrsal 
lebenden Nugen, 
tröstlich zu schaun. 
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186. Bergföhre. 
Ich wär' ein hoher Baum geworden, 
jedoch des Schnees Last, 
der Föhn aus Süd, der Sturm aus Norden 
begruben früh mich fast. 
So ward ich vom Geschick gezwungen 
zu werden wie ich bin, 
wer nie mit harter Not gerungen, 
versteht nicht meinen Sinn. 35
	        
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