Object: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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blume, ter Kirfchblüthe, der wilden Rose u. s. w., die aus gleichgesormten 
und gleich großen Blumenblättern bestehen, regelmäßig genannt werden.) 
Besonders auffallend ist das größte Blatt der Blumenkrone durch seinen 
hohlen Sporn. Auch die 5 Staubfäden sind nicht gleich; denn an den 
2 vordern findet sich auch ein kleiner Sporn, der den übrigen fehlt. 
Schon im März erfreut uns dieses Veilchen durch seinen angenehmen 
Geruch, der freilich im Zimmer leicht betäubend wirkt und besonders des 
Abends leicht Kopfweh verursacht. Man kann aus den Blüthen eine blaue 
Farbe gewinnen und den bekannten blauen Veilchensyrup bereiten, der in der 
Chemie von großem Nutzen ist. Soll der Chemiker z. B. untersuchen, ob in 
einer Substanz Säuren oder Laugensalze enthalten sind, so braucht er nur 
etwas blauen Veilchensyrup hinzuzugießen. Durch Säuren färbt sich derselbe 
roth, durch Laugensalz aber grün. — Die Veilchenwurzcl erregt Erbrechen 
und Durchfall. 
85. Die Schlüsselblume (Primula officinalis, Jacq.). 
Gleich zu Anfang des Frühlings schmückt diese auch unter dem Namen 
Himmelsschlüfsel bekannte Blume unsere Wiesen und feuchten Waldplätze, 
und in veredelter Form und Farbe die Ränder unserer Gartenbeete. Sie 
treibt über der Erde nur Blätter und Blüthen. 
Da die Blätter unmittelbar aus der Wurzel hervorschießen, heißen sie 
Wurzelblätter. Sie stehen auf dicken, 3kantigen, weißen, unten röthlichen 
Stielen, die durch das Blatt fortlaufen und an der obern Seite gefurcht 
sind. Die Blätter selbst sind einförmig, lang, dick, rnnzlich, am Rande 
stumpfgekerbt und weiß punktirt, bald Heller, bald dunkler grün, und unter- 
seits dünnfilzig. 
Ebenfalls unmittelbar aus der Wurzel, also zwischen den Wurzelblättern 
heraus, kommen die Blnthenstiele (bei dürftigen Pflanzen oft nur einer), 
welche an der Spitze die Blumen tragen. Sie sind ohne Blätter oder 
wie man in der Botanik sagt, nackt, — rund, feinbehaart und 3—8 Zoll 
hoch. (Ein solcher Blüthenstiel, der ans der Wurzel hervorsprießt, keine 
Blätter, sondern gipfclständigc Blumen trägt, heißt Schaft.) Der Schaft 
der Schlüsselblume theilt sich oben in viele kleine Zweiglein, die schirmartig 
von einem Punkte ausgehen, welcher von Mehrern Düllblättchen umgeben 
ist. (Diese Hüllblättchen hat man als den allgemeinen Blcimenkelch an¬ 
zusehen.) 
Die Blüthen sind alle nach einer Seite abwärts geneigt; sie bilden also 
nickende Schirme oder Dolden. Jede Blume sitzt in einem hellgrünen, 
Özähnigcn und 5kantigen, aufgeblasenen Kelche und besteht aus Saum und 
Röhre. Die letztere ist ziemlich lang, walzenförmig, aber in der Mitte etwas 
bauchig; an dieser Stelle sind die 5 Staubbeutel der Staubfäden. Der Saum 
ist 5 Mal eingeschnitten und scheint also 5 Blätter zu bilden, da noch die 
Blume einblätterig ist. Die ganze Blumenkronc ist hellgelb, hat aber am 
Schlunde, d. i. wo Saum und Röhre zusammenstoßen, 5 dunkclgelbe Flecken. 
Außerdem ist noch von der Schlüffelblume, die auch Primel heißt, 
zu merken, daß sie nicht bloß den grünen Teppich unserer Wiesen schmückt, 
sondern auch einen sehr angenehmen Geruch hat. Arme Kinder sammeln 
wohl die Blüthen und verkaufen sie an den Apotheker, der sie zu Arzeneien 
verwendet. Man soll sie auch als Thee benutzen können.
	        
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