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Vorwort.
schnittsuntertertianers etwas hochgegriffen scheinen könnte, so möge hier
daran erinnert werden, daß die Jahrgänge der Klassen doch nicht alle gleich
sind, daß es die Aufgabe des Lehrers ist, den für den jeweiligen Jahrgang,
den er vor sich hat, passenden Lesestoff herauszuwählen, und daß es auch
bei weniger begabten Jahrgängen nicht unerwünscht sein dürfte, für leistungs¬
fähigere und regsamere Schüler, die der Lehrer da besonders gern im Vortrab
sieht, damit sie ihm die schwerfälligere Menge mit vorwärts bringen helfen, die
kräftigere Kost, nach der doch immer einmal verlangt werden wird, zur Ver¬
fügung zu haben. Wann und wo im Fortgange des Unterrichts ein Lesestück
zu verwerten und wie es dann im einzelnen Falle zu behandeln ist, das
muß dem Geschick des Lehrers überlassen bleiben. Zu viel Schablone in der
Durchnahme des deutschen Lesestoffs kann viel verderben. Je geschickter hier
zugegriffen und vorgegangen wird, desto erfreulicher wird der Erfolg sein.
Vor allem sollte niemals vergessen werden, was ja schon in dem Begriff
des Wortes Lesebuch liegt, daß dieses nämlich in erster Linie ein Buch zum
Lesen ist. Als solches muß es dem Schüler lieb und wert gemacht werden.
Kommt es dahin, ist der Lernende hungrig auf sein Lesebuch, so wird
dieses seinen Zweck erfüllen: Auch wenn der Unterricht nicht in alle Ecken
und Winkel hineinleuchtet, — dazu wird schon die Zeit nicht immer aus¬
reichen, — die von ihm zu erwartende Förderung ist doch erzielt: der
Hungrige wird seinen Hunger stillen, und auch die schwerere Kost wird er
dabei nicht verachten. Diese kennt ja der Lehrer, und er wird schon das
Seine dazu beitragen, daß die Verarbeitung seinem Schutzbefohlenen nicht
unmöglich sei.
Außer dem Abschnitt für Geschichte konnten infolge der Neuschaffung
eines- besonderen Bandes für Untertertia auch alle anderen Teile des Buches
eine wesentliche Bereicherung erfahren. Überall wurde nach Möglichkeit die
neuere Literatur herangezogen. Die Auswahl möge für sich selbst sprechen.
Fallen hier und da dem Schüler sprachliche, seien es nun grammatische
oder stilistische Eigenheiten des einen oder andern Schriftstellers auf, auch
wohl unterschiedliche Urteile verschiedener Schriftsteller über einen und den¬
selben Gegenstand, so sehe ich darin ebensowenig einen Schaden, als wenn
er z. B. die Schreibung „alamannisch" bei dem einen Schriftsteller neben
„allemannisch" bei dem andern findet, „Langobarden" neben „Langobarden",
„Sigmund" neben „Siegfried", „Sueben" neben „Sweben" u. s. w. Begehrt
der Schüler mit irgendeiner solchen Entdeckung einmal auf, so wird der
Lehrer sich nur freuen und gern die Gelegenheit zu einer belehrenden Ab¬
schweifung ergreifen. Wer hätte noch nie den Wunsch verspürt, daß doch