Full text: [Teil 5 = Untertertia, [Schülerband]] (Teil 5 = Untertertia, [Schülerband])

Auerbach: Der gute Knecht. — Riehl: Im Jahr des Herrn. 9 
Grundherrn zum Eigentum hingegeben, um dafür, ohne Knecht zu werden, 
doch den Schlitz jenes Mächtiger: zu gewinnen und sich und seinen 
Kindern wenigstens Nießbrauch und Zins von dem Besitz zu sichern, der 
noch seiner Väter volles Eigentum gewesen war. In der: schweren Zeit¬ 
läuften aber starb der Grundherr, und seine Sippe verdarb, und ein 
anderer gewann seine Güter und das frühere Gut jenes Mannes mit 
ihnen. Der neue Gutsherr wollte nun flugs den freier: Mann, der mit 
seirrem Grund und Bodeir auch schor: die Hälfte der Freiheit weggegeben, 
ganz zu seinem Eigenen machen, wie das damals bei Tausenden geschah, 
und in der Verwirrung urrd Not der Zeit korrrrte der Bedrängte feinen 
Schutz finden wider den neuen mächtigen Herrn. Da kau: ihm eirr ver¬ 
zweifelter Mut, daß er das Elend vorziehe:: wolle der Knechtschaft. 
Noch lebte in ihm der Stolz und Trotz des alten Germanen, und gar 
manchmal schaute er verächtlich auf diese neue Zeit, wo der streitbare 
Mann dem demütiger: Mönch und dem zahmen Bauern zu weichen be¬ 
gann. Sein Großvater hatte als Knabe noch den Dienst der alten 
Götter in: heiligen Haine gesehen. Welche Götter waren denn besser, 
die alten oder die neuen? Mit den alten Göttern war auch die gute 
alte Zeit entwichen. Und wie zur Strafe kamen jetzt lange Jahre der 
Trübsal heraufgezogen, und der neue Christengott hatte nicht Macht oder 
Lust, den Jammer von feinern Volke zu nehmen. So dachte der Mann 
aus dem Fulder Land. Er wollte sich selber helfen, mit oder ohne 
Gottes Hilfe nach der Väter Weise kraft der eigenen Faust. 
3. 
Darun: gürtete er eines Nachts sein Schwert urrd entfloh vor: seinem 
Gute, das rricht mehr sein war, um zugleich der Gewalt des rreuer: Herrn 
zu errtfliehen. Er nahm rrichts rrrit als seine drei köstlichsten Besitztümer, 
sein Weib, sein Kirrd urrd fein Schwert. Und weil es rrritter: irr: härtester: 
Wirrter war, schlüge:: die Flüchtlinge warme Felle als Mäntel über ihr 
Gewand. Aber weder Speise noch Geld oder Kleinodien korrrrte:: sie auf 
den Weg nehmen in dieser armen Zeit. 
Sie gedachter: aber, gegen den ober:: Main zu ziehe:: urrd vor: da 
einzudringen nach Thüringen urrd Sachsen. Das war ein kühnes Be- 
girrrren, den:: der Weg ging mitten durch ein vom Feirrde verwüstetes, 
ausgehurrgertes Land, urrd es war in der: rauhester: kurzen Tagei: vor¬ 
der!: Jahreswechsel. Aber die Flüchtlinge waren auch Hartgebackene Leute, 
wetterfest, mit Stahl irr den Gliedern und eirrem wider den Hurrger ge¬ 
pichten Magen. 
War es doch auch in selbiger Zeit, wo König Ludwig, genannt der 
Deutsche, bei Flarnmersheim ein paar Rippen brach und dennoch weiter¬ 
reiste, als sei er unversehrt, und keinen Seufzer ausstieß, obwohl man
	        
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