VII. Dichter unsrer Tage.
a) Detlev von Liliencron (J8^—1(909).
Detlev von Liliencron, geb. zu Kiel, machte als Offizier die beiden
großen Rriege von 1866 und 1870/71 mit, trat als Hauptmann in den Ruhe¬
stand und wurde nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Amerika könig¬
licher Verwaltungsbeamter in seinem heimatlande. Darauf lebte er als
Schriftsteller in München, Altona und
Balladen und lyrische Gedichte: R
Ziele. Erzählungen. Ferner Rr
Geest u. a.
«Legende A5, 12. Bill, 24.
«Tod in Ähren A5, 91. Bill, 127.
«Abschied und Rückkehr A5,129. Bill, 198.
«Du mein Vaterland A6, 66. B IV, 79.
«Wiegenlied A6, 126.
zuletzt in Ñlt-Rahlstedt bei Hamburg,
impf und Spiele. Rümpfe und
egsnovellen. Ñus Marsch und
«Meiner Mutter A6, 128. B IV, 148.
«Erwartung A7, 12.
«Wer weiß wo A7, 32. BIV, 51.
«Krieg und Friede A7, 38.
«Trutz, Blanke Hans A7, 59. B IV, 88.
1. Heidebilder.
Tiefeinsamkeit spannt weit die schönen Flügel,
weit über stille Felder aus.
Wie ferne Küsten grenzen graue Hügel,
sie schützen vor dem Menschengraus.
Im Frühling fliegt in mitternächtiger Stunde
die Wildgans hoch in raschem Flug.
Das alte Gaukelspiel: in weiter Runde
hör' ich Gesang im Wolkenzug.
Verschlafen sinkt der Mond in schwarze Gründe,
beglänzt noch einmal Schilf und Rohr.
Gelangweilt ob so mancher holden Sünde,
verläßt er Garten, Wald und Moor
Die Mittagssonne brütet auf der Heide,
im Süden droht ein schwarzer Ring.
Verdurstet hängt das magere Getreide,
behaglich treibt ein Schmetterling.
Ermattet ruhn der Hirt und seine Schafe,
die Ente träumt im Binsenkraut,
die Ringelnatter sonnt in trägem Schlafe
unregbar ihre Tigerhaut.