Full text: Handbuch der deutschen Literatur (Teil 8 der Ausgabe A, Teil 5 d. Ausgabe B, [Schülerband])

Wolfram vc 
Innen und außen Zobel schwang 
ein Pelz sich um ihn und weit und lang 
mit Schwarz- und Erauwerk ein 
Mantel droben; 
sein schlecht'ster Balg wär'noch zu loben. 
Eine Mütze mit Krempen von Zobel 
— reich 
muß man ihn bezahlen — bedeckt 
zugleich 
sein Haupt, und sie umwand im Kreise 
eine Borde rund in arabischer Weise, 
und einen leuchtenden Rubin 
sah mitten dran als Knopf man glühn. 
Der eingeweihten Nitterschar 
trug nun man die Zeichen des 
Jammers dar. 
Ein Knappe sprang zur Tür herein 
mit einem Speer — des Schmerzes 
Pein 
Da öffnet sich eine stahlblanke Tür; 
erscheinen mit goldenen Leuchtern; acht ed 
einer funkelnden Tischplatte von Granatstein 
silberne Geräte. 
Dann trat die Königin endlich ein; 
von ihrem Antlitz ging ein Schein, 
sie glaubten all, es wolle tagen. 
Ein Kleid sah man die Jungfrau 
tragen 
von Pfellel aus Araberland. 
Auf grünem Achmardi in ihrer Hand, 
da ruht des Paradieses Wonne, 
des Segens Wurzel, des Heiles Sonne, 
der Erdenwünsche höchste Wahl, 
die Enadenfülle — der heilige Gral! — 
Urepanse de Ioie hieß, 
von der der Eral sich tragen ließ. 
Es war der Eral von solcher Art, 
daß höchste Keuschheit der bewahrt 
und tadellos die mußte sein, 
die sich zur Pfleg' erlas der Stein. 
Sechs Lampen von klarem Glase 
— nicht 
von Armut eben zeugt ihr Licht — 
mit brennendem Balsam trugen dem 
Erale 
-jene sechs Jungfräulein voran. 
K.-J., Handbuch. 
t Eschenbach. 33 
zu schärfen war der Brauch wohl 
gut —; 
von seiner Spitze träufle Blut 
und lief herab am Schaft zur Hand, 
wo in dem Ärmel es verschwand. 
Eeschluchz' und Klaggeschrei durch¬ 
dringen 
den Saal. Das Volk aus dreißig 
Landen 
kann so viel Tränen nicht erzwingen, 
wie hier den Augen sich entwanden. 
So trug den Speer in seinen Händen 
er rings herum an den vier Wänden, 
und durch die Türe dann zurück 
entzog er schleunig sich dem Blick. 
Nun stillte sich der Klageruf, 
den vorher tiefer Jammer schuf, 
an den gemahnt der Speer mit Klagen, 
den so der Knapp' zur Schau ge¬ 
tragen. 
vier Fürstinnen in scharlachnen Gewändern 
e Iungfräulein folgen in grünem Samt mit 
; sechs andere in schimmernder Seide tragen 
Sie verneigten sich, und sehte dann 
vor den Wirt die Kön'gin die heil'ge 
Schale. 
Lang blickt andächtig Parzival 
sie an, die hergebracht den Eral, 
und deren Mantel er ja trug. 
An die achtzehn ersten schloß der Zug 
dieser sieben sich an mit züchtigem 
Schritte, 
so daß die erhabenste in der Mitte 
und außerdem auf jeder Seiten 
von ihr je zwölf und zwölf sich reihten. 
So stand in Schön' und Herrlichkeit 
die Krone auf dem Haupt die Maid.— 
Zu bedienen die Ritterscharen, 
die in dem Saal versammelt waren, 
war je vieren ein Kämmerer 
mit einem Becken voll Golde schwer 
bestellt, und ein Junker ging ihm 
zur Seit', 
der ein weißes Handtuch hielt bereit. 
Hundert Tafeln trug man herein zur 
stets eine für edle Ritter vier. fTür, 
z
	        
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