Börries von Münchhausen. — Fritz Lienhard.
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1. Abendgebet.
Nun bitt' ich, da mein Tagwerk ausgetan
und meine Abendglocke klar erklingt,
was keine Kraft der Welt mir schaffen kann,
und was kein selbstermunternd Lied erzwingt: —
Daß dieser Friede bleibe für und für!
And daß, wie ich in dieser festen Stunde,
die Welt um mich, mein ganzes deutsches Volk,
zu Kraft und Ernst und Freudigkeit gesunde!
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O, sieh, der Fingerhut
leuchtet von sonniger Halde!
Eidechsen huschen über'n Stein,
üppig duftet der Thymian-Rain,
Hummeln hangen am weißen Klee — —
O Wald, mein Wald! •
Nach deinen Wonnen ist mir weh! . . .
3. Schottische Heidenacht.
Gespensterhörner verklungener Schlacht
hör' ich in schottischer Sommernacht,
hör' ich auf wilder Heide!
Sieh dort: schwebt eine Frau allein
blaß und lang im Mondenschein,
sucht auf rotem Feld von Mohn
den toten Mann, den toten Sohn!
Heide, du wilde Heide!
Wind wächst an, die Nacht wird laut —
Schlachtruf einer Walkürenbraut!
Heide, du wilde Heide!
Kreischt in der Angel ein Wetterhahn,
Käuzlein ruft, der Wind wächst an,
trägt ein verschlungen Schlachtgeschrei.
Hornschall, Schilderklang herbei!
Heide, du wilde Heide!
Geh' ich schauernd und seh' mich um:
Mondschein nur und alles stumm.
Kichernd raschelt Wachholderkraut,
klingt der Strauch und wimmert laut '
nur der Wind, der Wind der Nacht . . .
nirgends Hornschall, nirgends Schlacht. . .
Heide . . . öde Heide . . .
2. Sehnsucht.
Waldhornschall
A.-J., Handbuch.
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