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sprach zu Braun, dem Bären: „Ich sag' es, (Euer Gebieter,
daß Ihr mit Fleiß die Botschaft verrichtet! Doch rat' ich zur Vorsicht;
denn es ist Reineke falsch und boshaft, allerlei Listen
wird er gebrauchen, er wird Luch schmeicheln, er wird Luch belügen,
hintergehen, wie er nur kann."' „Mit nichten!" versetzte
zuversichtlich der Bär, „bleibt ruhig! Zollt' er sich irgend
nur vermessen und mir zum Hohne das mindeste wagen,
seht, ich schwör' es bei Gott, der möge mich strafen, wofern ich
ihm nicht grimmig vergölte, daß er zu bleiben nicht wüßte."
10. Das Volkslied.*)
Von Friedrich von Saliet.
I.
Ein wandernder Geselle
zieht munter durch den Wald;
vorüber rauscht die Quelle,
das Lied der Vögel schallt.
2. Und was ihn da durchdrungen,
als er ans Lieb gedacht,
das hat er frisch gesungen,
nicht lange nachgedacht:
3. „Wenn Röslein aufblüht frisch und schön,
die Nachtigall muß schlagen;
als ich ihre roten Wangen gesehn,
da mußte mein Herze schlagen.
4. Der Bach, der rauscht gar süßen Klang,
das Waldlaub muß erzittern;
und als die Liebste sprach und sang,
fühlt’ ich mein Herze zittern.
*) Volkslieder in Band I, 8. 3: „Morgengruß“; S. 13: „Die A-B-C-Schützen“;
S. 27: „Ringel-Reihe-Lied“ und „Marienwürmchen“; S. 28: „Zwischen Berg und
tiefem Tal“; S. 109: „Guten Abend, gute Nacht“, Str. 1; S. 127: „Der Weihnachts¬
mann“. — In Band II, S. 74: „Sommerlied“; S. 108: „Jäger und Hase“. — In
Band III, S. 69: „Wiegenlied“; S. 72: „0 Straßburg!“; S. 145: „Ich geh’ durch
einen grasgrünen Wald“, Str. 1. — In Band IV, 8. 25: „Wenn ich den Wandrer
frage“; S. 129: „Der Wanderer“. — In Band V, S. 149: „Ade, du lieber Tannen¬
wald“. — In Band VI, S. 293: „Der einzige Mai“; 8. 311: „Im Freien“.