„— eines Gartens wohldurchblümte Au
Und, halbversteckt von Wildkastanienstämmen,
Des Herrenschlößchens schlankgetürmter Bau."
Dort hat Margareta gehaust, das Freifräulein von Schönau. Und
im Rhein liegt eine Kiesbank, die bei hohem Wasserstand überflutet ist,
bei auffallend niedrigem aber sich mit allerlei Kraut und Stauden
begrünt. Das ist die Insel, wo Jung Werner die Trompete geblasen
hat. Hinter dem barocken Herrenschlößchen steht die zmeitürmige Stifts¬
kirche, die in kostbarem Schrein die Gebeine des Heidenapostels Fridolin
aufbewahrt, bei dessen Gedenkprozession sich die Liebenden zuerst gesehen.
Und nun ein Lebewohl der ehrwürdigen Waldstadt, die sich mit
ihren dicken Stiftstürmen so malerisch vom langrückigen, tannendunkeln
Hotzenberg abhebt. Die Fahrt geht durch dunkle Uferwälder; in wallen¬
den Wogen, in glucksenden, kreiselnden Wirbeln erstrudelt der Strom,
Fischerhütten mit Lachsfallen stehen am Ufer, und weit und breit waltet
die Einsamkeit. Aber immer erregter wird der Rhein, er fiebert und
tollt, jede Welle krönt sich mit Gischt: ein Tanz rasender Bacchantinnen,
die den Schaum aus erhobenen Kelchen verschleudern, geht über die
Wogen. Das ist der „Höllensacken". Mannshoch, zwei-, dreimal
mannshoch springen die Wellen und überschlagen sich; um uns wogt es
wie auf empörter, erbarmungsloser, opfergieriger See. Diese Stelle ist
sehr gefährlich. Ein falscher Handgriff, und das Schiff zerschmettert
an den zackigen Riffen, die dunkel wie der Tod aus den schaumweißen
Wogen ragen. Und kein Schwimmer hat so starke Arme, daß er über
die sausenden Wirbel hinweg zum Ufer gelangen könnte. Die Wellen
springen ins gehetzte, taumelnde Schiff, daß an uns kaum ein trockener
Faden bleibt, daß wir bis an die Knöchel im Wasser stehn.
Allein vor uns winkt ein Bild, das sich zu der tobenden Strom¬
landschaft in eine wundervolle Gegenwirkung stellt: Rheinfelden, das
Städtchen, das in der Spätnachmittagssonne warm leuchtend, ein Sinn¬
bild des Friedens, auf hohem Ufer steht. Rach einer Viertelstunde
aufregenden Kampfes jagt das Schiff, auf das die Leute von den
Altanen Rheinfeldens in Sorge herniederspähen, über den letzten,
gewaltigsten Strudel unter der Rheinbrücke hindurch und legt mit einer-
kühnen Schwenkung am deutschen Ufer an.
Eine gedeckte Brücke führt von hier auf den Stein, eine vom
Höllenfacken umspülte malerische Felseninsel, die in alter Zeit eine Burg
trug, jetzt aber in hübsche Anlagen umgewandelt ist, und eine zweite
nach Rheinfelden, in das schmuckste aller Rheinstädtchen zwischen Schaff¬
hausen und Basel. Daran, daß es früher eine bedeutende Rheinfestung
gewesen ist, um die der Krieg zu verschiedenen Zeiten tobte, erinnern
noch sechs alte Türme, die dem Stadtbild einen romantischen Zug ver-