Full text: [Siebenter Teil = Klasse 3, [Schülerband]] (Siebenter Teil = Klasse 3, [Schülerband])

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Unter sich das bezwungene Tier, dem Willen, ja dem Wunsche, dem 
Ahnen des Reiters folgend, über sich den ewigen Himmel, an dem die 
letzten Sterne erlöschen, wo der Mond noch müde steht als blasse Scheibe, 
verblichen vor dem Frührot, den ersten Strahlen des Tagesgestirns. Und 
rundum lautlose Einsamkeit, schlafende Dörfer und ruhende Erde. Nirgends 
Menschengelärm, nirgends Menschentritt, Menschenhaß und Menschenliebe, 
Mühsal und Freude! — Schweigen! Köstliches Schweigen! Nur das Knarren 
des Riemenzeuges und der dumpfe Klang der Hufe unterbricht die Stille. 
Da wird das Herz weit, die Seele groß und frei, tief der Atem. Da 
ist es, als habe man alle Tageslast von sich geworfen, die einen bedrückt 
und die Stirn in Sorgenfalten gezwängt. Da vergißt man sich selbst und 
fühlt und denkt und ahnt und sieht allein die Natur. Man saugt die 
Frische ein mit der Lunge, mit den Augen, dem Blick! 
Der Boden scheint unter dem Pferde fortzuschießen, fortzugleiten, 
wenn es langsamer wird, und dann wieder in rasendem Fluge zu fliehen, 
wenn der Sprung sich weitet. Erlen und Heidegestrüpp huschen vorbei. 
Dahin geht es am breiten Wasserarm des Flusses, der sich durch das 
Heideland zieht. Den Hufschlag verschluckt der federnde Rasen. Breit 
auseinander steht im Wasser das Schilf, das sich leise neigt, wenn der 
Lufthauch die Fläche kräuselt, in der sich fahl und matt der Himmel 
spiegelt. Alle Farben glänzen darin: hell die Mitte, violett um die Gräser 
und roter Abglanz vom Horizont, dann blau und schwarz, tiefschwarz am 
Ufer, im Schatten der Böschung. Ehe das Pferd naht, gluckt es im 
Wasser, es spritzt umher, dann schweigt es rundum. Die Frösche flohen 
in ihr Element. So geht es am Rande hin, immer dasselbe, minuten¬ 
lang, Stunden hindurch, meilenweit, solang' der Fluß sich dehnt. . . 
Dann hinüber, vom Wasser fort in die Heidebüschel hinein, die 
nicken im Rot der Dolden aus dem grünenden Meer. Hier und da 
kommt eine Welle im Boden: wie ein Schiff geht es hinab und hinauf. 
Ein einsamer Birkenbusch, eine verlorene Kiefer, klein, häßlich, ver¬ 
krüppelt; weiterhin: endlose Heide. 
Links liegt das Dorf mit den strohgedeckten Hütten. Die Hunde schlagen 
an: erst einer, klagend, langgedehnt, dann ein Kläffer, bellend, keifend, frech, 
zahnlos, heiser; endlich der ganze Chor. Ein Hahnenschrei. Alles still. 
Geradeaus steigt die Sonne empor. Der Himmel ist glühend, 
brennendrot, braun fast über dem Boden. Aber die Farbe verblaßt. Die 
Helle wächst. Einzelne Strahlen schießen hervor. 
Rechts starrt der Hochwald. Dort geht es hinein in die Schneise. 
Immer in langausgreifendem Galopp. Mächtig ragen die Stämme. 
Dunkel, wie ein Riesenbuch, liegt der Wald da. Dämmerig ist es noch 
darin. Frischer, köstlicher Harzduft strömt aus den Bestünden. Rötlich 
schimmert die Rinde. Über raschelndes Laub huscht das Pferd wie ein 
Schatten durch den Waldgang, der so wunderkühl und erfrischend.
	        
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