Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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mit Gott anfängt, das führt man mit Gott hinaus. Mit Gott 
fang an, mit Gott hör auf5 das ist der beste Lebenslauf. 
98. Gott allein die Ehre! 
Ein Dachdecker arbeitete hoch oben auf der Spike eines Kirch¬ 
turms. Da riß das Seil, mit dem er sich am Knopfe befestigt hatte, 
und er fiel vom Turm herab auf das Kirchendach. Hier wollte er sich 
halten; aber er rollte vom Dache hinab in einen Lindenbaum. Hier 
wollte er sich wieder halten; aber die Äste brachen, und so fiel er von 
Alt zu Ast und endlich herab auf das Pflaster. Die Leute hatten mit 
einem Geschrei des Entsetzens ihn fallen sehen, rannten herbei und 
meinten ihn zerschmettert zu finden; aber der Dachdecker lebte und war 
ganz unversehrt und rieb sich die Augen, — denn er wußte gar nicht, 
wie ihm geschehen war. 
Mittlerweile mehrte sich der Menschenhaufe um ihn, und jeder 
ließ sich die Geschichte erzählen, und endlich rief ein Wirt, der auch 
hinzugetreten war: „Das ist doch zu wunderbar! Der Tag muß 
gefeiert werden; kommt mit in mein Haus, der Mann muß fichs heute 
einmal wohl sein lassen!" Gesagt, gethan. Zwei nahmen den Dach¬ 
decker in die Mitte, die andern folgten, und im Triumph gings ins 
Wirtshaus, wo gezecht, gelärmt und Vivat gerufen wurde bis 'in die 
späte Nacht. Der Dachdecker wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen 
lassen, auf fremde Kosten sich gütlich zuthun, aß ugd trank und hörte 
dabei nicht auf, immer wieder von neuem die Geschichte seines 
wunderbaren Sturzes zu erzählen. Des lieben Gottes, der seinen 
Engeln über ihm Befehl gethan, gedachte er dabei mit keiner Silbe; 
vielmehr erzählte er den Hergang also als sei das nicht Gottes Be¬ 
schirmung, sondern eine vclondere Geschicklichkeit und Besonnenheit 
von ihm selber gewelen, zuerst auf das Dach, dann auf den Linden¬ 
baum und dann ganz allmählich von Ast zu Äst bis herunter auf das 
Pflaster zu fallen; und zuletzt vermaß er sich sogar, wenn sich etwas 
Erkleckliches damit verdienen ließe, wolle er eigens das ganze Kunst¬ 
stück noch einmal machen. 
Von dem vielen Reden und Trinken ward er endlich müde 
und legte sich auf die Ofenbank und schlief ein. Als die letzten 
Gäste eben das Wirtshaus verlassen wollten, bemerkten sie, daß er 
allerlei ängstliche Gebärden mache und ein banges Stöhnen ausstoße. 
Er fuhr mit den Händen in der Luft umher, als ob er sich an etwas 
halten wollte; dann schrak er wieder heftig zusammen. Es war 
offenbar, daß er den Fall noch einmal durchträumte, den er am 
Vormittag gethan hatte, und die Gäste fanden eine große Belusti¬ 
gung dann, seine seltsamen Bewegungen anzuschauen, besonders da 
sie bemerkten, daß er jeden Augenblick von der Bank herunterfallen 
müsse. Endlich machte er wieder eine Bewegung und fiel wirklich 
unter schallendem Gelächter der Anwesenden von der Bank herab 
in die Stube. Sie erwarteten ihn nun aufwachen zu sehen; aber 
er blieb liegen, ohne ein Glied zu rühren, und als sie hinzutraten 
und ihn anfaßten, war er — todt! — Er hatte vergessen, dem die
	        
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