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mit Gott anfängt, das führt man mit Gott hinaus. Mit Gott
fang an, mit Gott hör auf5 das ist der beste Lebenslauf.
98. Gott allein die Ehre!
Ein Dachdecker arbeitete hoch oben auf der Spike eines Kirch¬
turms. Da riß das Seil, mit dem er sich am Knopfe befestigt hatte,
und er fiel vom Turm herab auf das Kirchendach. Hier wollte er sich
halten; aber er rollte vom Dache hinab in einen Lindenbaum. Hier
wollte er sich wieder halten; aber die Äste brachen, und so fiel er von
Alt zu Ast und endlich herab auf das Pflaster. Die Leute hatten mit
einem Geschrei des Entsetzens ihn fallen sehen, rannten herbei und
meinten ihn zerschmettert zu finden; aber der Dachdecker lebte und war
ganz unversehrt und rieb sich die Augen, — denn er wußte gar nicht,
wie ihm geschehen war.
Mittlerweile mehrte sich der Menschenhaufe um ihn, und jeder
ließ sich die Geschichte erzählen, und endlich rief ein Wirt, der auch
hinzugetreten war: „Das ist doch zu wunderbar! Der Tag muß
gefeiert werden; kommt mit in mein Haus, der Mann muß fichs heute
einmal wohl sein lassen!" Gesagt, gethan. Zwei nahmen den Dach¬
decker in die Mitte, die andern folgten, und im Triumph gings ins
Wirtshaus, wo gezecht, gelärmt und Vivat gerufen wurde bis 'in die
späte Nacht. Der Dachdecker wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen
lassen, auf fremde Kosten sich gütlich zuthun, aß ugd trank und hörte
dabei nicht auf, immer wieder von neuem die Geschichte seines
wunderbaren Sturzes zu erzählen. Des lieben Gottes, der seinen
Engeln über ihm Befehl gethan, gedachte er dabei mit keiner Silbe;
vielmehr erzählte er den Hergang also als sei das nicht Gottes Be¬
schirmung, sondern eine vclondere Geschicklichkeit und Besonnenheit
von ihm selber gewelen, zuerst auf das Dach, dann auf den Linden¬
baum und dann ganz allmählich von Ast zu Äst bis herunter auf das
Pflaster zu fallen; und zuletzt vermaß er sich sogar, wenn sich etwas
Erkleckliches damit verdienen ließe, wolle er eigens das ganze Kunst¬
stück noch einmal machen.
Von dem vielen Reden und Trinken ward er endlich müde
und legte sich auf die Ofenbank und schlief ein. Als die letzten
Gäste eben das Wirtshaus verlassen wollten, bemerkten sie, daß er
allerlei ängstliche Gebärden mache und ein banges Stöhnen ausstoße.
Er fuhr mit den Händen in der Luft umher, als ob er sich an etwas
halten wollte; dann schrak er wieder heftig zusammen. Es war
offenbar, daß er den Fall noch einmal durchträumte, den er am
Vormittag gethan hatte, und die Gäste fanden eine große Belusti¬
gung dann, seine seltsamen Bewegungen anzuschauen, besonders da
sie bemerkten, daß er jeden Augenblick von der Bank herunterfallen
müsse. Endlich machte er wieder eine Bewegung und fiel wirklich
unter schallendem Gelächter der Anwesenden von der Bank herab
in die Stube. Sie erwarteten ihn nun aufwachen zu sehen; aber
er blieb liegen, ohne ein Glied zu rühren, und als sie hinzutraten
und ihn anfaßten, war er — todt! — Er hatte vergessen, dem die