Full text: [Erster Teil, Dritte Abteilung = (Für Quarta), [Schülerband]] (Erster Teil, Dritte Abteilung = (Für Quarta), [Schülerband])

v. Herder. Des Knaben Wnnderhorn. Hebel. 
301 
166. Der Vogelfang. 
Aus: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, gesammelt von Joachim 
Ludwig von Arnim und Clemens Brentano. Heidelberg, 1808. 
1. Wohlauf, ihr kleinen Wald¬ 
vögelein, 
Die ihr in Lüften schwebt, 
Stimmt an, lobtGottzdenHerren mein, 
Singt all, die Stimm' erhebt! 
Denn Gott hat euch erschaffen 
Sich selbst zu Lob und Ehr'; 
Sang, Feder, Schnabel, Waffen 
Kommt alles von ihm her. 
2. Wohin geht all dies Dichten, 
Du edles Federspiel, 
Als daß wir alles richten 
Zu gutem End' und Ziel, 
Daß wir im Herzen sorgen 
Für einen guten Klang? 
Wer weiß, ob heut', ob morgen 
Uns rührt der letzt' Gesang. 
Z.Gott sei meinHerz auch heimgestellt, 
Sein Thun ist wohlgethan; 
Wenn Sonn' und Mond vom Him¬ 
mel fällt, 
Er ist's, der helfen kann. 
Was lebt auf Erd', in Lüften schwebt, 
Was sich im Wasser rührt, 
Gott all mit einem Finger hebt, 
Ohn' alle Müh' regiert. 
4. Kein Sperling von dem Dache 
fällt, 
Von meinem Haupt kein Haar, 
Es sei denn, daß ihm's wohlgefällt, 
Der ewig ist und war. 
Er ruft dem Storch zu seiner Zeit, 
Der Lerch', der Nachtigall; 
Er führ' uns all zur Seligkeit, 
Bewahr' uns vor dem Fall! 
5. Dort singt die rechte Nachtigall 
Den rechten Vogelfang, 
Den ganzen weiten Himmelssaal 
Durchstreicht ihr Freudenklang. 
Mit Freud' dort ewig singen 
Die Englein auf neun Chör', 
Vor Freud' thut ewig springen 
Das ganze Himmelsheer. 
6. Musik dort ewig währet, 
Zu lang' doch keinem währt; 
Je mehr sie wird gehöret, 
Je mehr sie wird begehrt. 
Wer Gott hier thut verehren, 
Ihm dient mit Sang und Klang, 
Der wird dort ewig hören 
Himmlischen Vogelfang. 
167. Sommerlieo. 
Von Johann Peter Hebel. 
1. Blaue Berge! 
Von den Bergen strömt das Leben; 
Reine Luft für Mensch und Vieh, 
Wasserbrünnlein spat und früh 
Müssen uns die Berge geben. 
2. Frische Matten! 
Grüner Klee und Dolden schießen; 
An der Schmiele schlank und fein 
Glänzt der Tau wie Edelstein, 
Und die klaren Bächlein fließen. 
Werke. Karlsruhe, 1848. 
3. Schlanke Bäume! 
Muntrer Vögel Melodeien 
Tönen im belaubten Reis, 
Singen laut des Schöpfers Preis. 
Kirsche, Birn' und Pstaum' gedeihen. 
4. Grüne Saaten! 
Aus dem zarten Blatt enthüllt sich 
Halm und Ähre, schwanket schön, 
Wenn die milden Lüfte wehn, 
Und das K örnlein wächst und füllt sich.
	        
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