Leonhard Wächter, Das deutsche Vaterland.
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kommt ihm zur Seit' ein Irisband
hellflatternd nachgeflogen.
5. Soweit nach Land mein Auge schweift,
seh' ich die Flut sich dehnen,
die uferlose; mich ergreift
ein ungeduldig Sehnen.
6. Daß ich solang' euch meiden mutz,
Berg, Wiese, Laub und Blüte! —
Da lächelt seinen Morgengrutz
ein Lind aus der Kajüte.
7. Wo fremd die Luft, das Himmelslicht,
im kalten Wogenlärme,
wie wohl tut Menschenangesicht
mit seiner stillen Wärme!
97. Das deutsche Vaterland.
1. Kennt ihr das Land, so wunderschön
in seiner Eichen grünem Kranz?
Das Land, wo auf den sanften Höhn
die Traube reift im Sonnenglanz?
Das schöne Land ist uns bekannt,
es ist das deutsche Vaterland.
2. Kennt ihr das Land, vom Truge frei,
wo noch das Wort des Mannes gilt?
Das gute Land, wo Lieb und Treu
den Schmerz des Erdenlebens stillt?
Das gute Land ist uns bekannt,
es ist das deutsche Vaterland.
3. Kennt ihr das Land, wo Sittlichkeit
im Kreise froher Menschen wohnt?
Das heilge Land, wo unentweiht
der Glaube an Vergeltung thront?
Das heilge Land ist uns bekannt,
es ist ja unser Vaterland.
4. Heil dir, du Land, so hehr und grotz
vor allen auf dem Erdenrund!
Wie schön gedeiht in deinem Schotz
der ediern Freiheit schöner Bund!
Drum wollen wir dir Liebe weihn
und deines Ruhmes würdig sein! Leonhard Wächter.