Scotland.
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weil dieser keine Schwierigkeiten machte, sich ihm als
seinem lehnö - und Oberherrn willig zu unterwerfen.
Wie unwillig trugen die Scoten dies Joch, und
selbst Balliol fieng an, unzufrieden über die Kränkung,
welche ihm Eduard anthat, zu werden; als dieser auf
einmal öffentlich sich des Königreichs zu bemustern
suchte. Wilhelm Wallaee und Robert Bruce, eichEn-
kel dessen, der mit dem Balliol die Kronstreitigkeiten
gehabt hatte, wurden itzt Retter ihres Vaterlandes;
und Bruce bestieg im Jahr 1306 den Thron von
Schottland. Weder er noch seine Nachkommen ge¬
nossen das Glück einer ruhigen Regierung. Inner¬
lich war ihre Gewalt durch einen mächtigen, eng mit
einander verbundenen Adel eingeschränkt, imb Eng¬
land fuhr immer fort, die äußere Ruhe des Reichs
zu stören. Scotland blieb klein, ohnmächtig, durch
innere und äußere Kriege zerrüttet, als Jacob l, dem
eine 19jährige Gefangenschaft in England die Män¬
gel der scotifchen Verfassung kennen gelehrt hatte,
die Gewalt der Krone zu vergrößern, den Stolz der
Baronen zu demüthigen, und das ganze Reich auf
einen bessern Friß zu setzen ansteng. Hätte er in ge¬
sitteten Zeiten gelebt, man würde ihn als den Schöpfer
seines Landes verehret haben, aber seine kühnen Un-
ternehmungen erbitterten die Baronen, und er ward
in einem Kloster, nahe bey Perth, auf eine unmenschliche
Weise ermordet. Sein Sohn Jacob II, nicht durch
das Unglück seines Vaters geschreckt, gieng noch we¬
niger behutsam zu Werke; er stürzte das mächtige
Haus Douglas, das bisher der heftigste Feind der
Krone gewesen war, und hätte nicht ein plötzlicher
Tod, den ern Stück einer Kanone, die in einer Be¬
lagerung neben ihm borst, verursachete, feine Entwürfe
gestöret, so würde er sie gewiß alle zu Stande ge¬
bracht haben.
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