Full text: Vaterländisches Lesebuch für die obern Klassen in den Volksschulen Bayerns

95. Die Kcnserschlcicht zwischen Ampfing und Mühldorf. 163 
übergab er sein Schwert dem Rindsmaul, und dieser übergab 
den hohen Gefangenen dem Burggrafen. Gleiches Schicksal 
mit Friedrich teilten sein Bruder Heinrich und 1300 des 
österreichischen und steiermärkischen Adels und über 100 des 
salzburgischen. 
Den gefangenen Friedrich führte der Burggraf vor den 
König. „Vetter," rief ihm dieser von weitem entgegen, „seid 
mir gegrüßt! Seid guten Muts; Ihr habt Euch vor dem Tod 
nicht zu fürchten. Das Leben ist Euch von mir versichert." 
Friedrich, tief gebeugt, heftete den Blick betrübt zu Boden. 
Als nach der Schlacht zur Abendmahlzeit geschritten 
wurde, war außer etlichen Eiern und etwas Brot nichts zu essen 
da; die Menge Leute hatte allen Vorrat an Lebensmitteln 
aufgezehrt. Nun ließ Ludwig jedem Gast ein Ei verabreichen, 
indem er sprach: „Jedem ein Ei, dem frommen Schweppermann 
zwei." 
Den gefangenen Gegenkönig übergab Ludwig dem Viz¬ 
tum von Lengenfeld, Herrn Weiglin. Ter führte ihn in 
die Gewahrsame seines festen Schlosses, im Thal an der Pfreimt 
unweit Nabburg. Als Friedrich das Schloß erblickte, in welchem 
er wohnen sollte, und dessen Namen, Trausnitz, hörte, seufzte 
er: „Es heißt billig Traus'nit, weil ich sein nit enttraut 
hätte, daß ich in solcher Maß sollt' hergeführt werden!" 
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