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220. Dom Waöen.
Seht doch den Raben dort an, wie er so abgemessenen Schrittes
in seinem pechschwarzen Kleide hinter dem Pfluge einherschreitet! Er¬
setzt seine stämmigen Beine weit voneinander und tritt schwer auf.
Seine Schultern sind breit, und sein dicker Schnabel mit den scharfen
Kanten und der gebogenen Spitze scheint ganz darauf eingerichtet zu sein,
um eine tüchtige Portion verschlingen zu können. Gewiß sucht er sich
etwas. Denn aus Kurzweil macht er den beschwerlichen Weg in den
Furchen nicht so oft hin und her. Sieh nur! er ist gar aufmerksam
und dreht seinen Kopf bald rechts, bald links und guckt dann wieder so
bedachtsam in die Furche. Aha! da haben wir es! Ein Mäuschen hat
er erwischt. Dummes Tierchen, daß du gerade jetzt aus deiner Wohnung
schlüpfen mußtest! Wie es winselt! Aber darum kümmert sich der
Rabe nicht. Er läßt es sich herrlich schmecken, und schon ist er damit
fertig. Ein paar Engerlinge nimmt er auch gleich zu sich, und da! —
schon wieder ein Mäuschen! Das heiße ich einen Appetit! Wenn das
den Tag so fortgeht, so kann er etwas zusammenbringen. Dort sitzt
ein anderer auf einem Pfahle am Wege und verdaut wahrscheinlich seine
genossene Mahlzeit. Er ist sehr vorsichtig und läßt niemand nahe kommen;
denn die Raben sind für ihr Leben gar sehr besorgt. Ei, was der für
eine Stimme hat! Schön ist sie nicht, das könnte ich nicht sagen; aber
laut ist sie, daß einem die Ohren gellen.
Nun, was ist das mit einem Male für ein Geschrei, und wo ist
diese Menge Raben so plötzlich hergekommen? Ist ein Streit ausge¬
brochen? Die Burschen sind ja toll und wütend und fliegen wie be¬
sessen umher! So so! ein Raubvogel verursacht den Lärm. Ein Glück
für ihn, daß er so hoch fliegen kann und seine Feinde ihm nicht so hoch
nachfolgen können. Hui! wie sie grimmig auf ihn losschießen und ihm
eins zu versetzen suchen. Ec weicht aber geschickt aus. Jetzt ist der
Zorn abgekühlt, und sie zerstreuen sich mach und nach.
In den Gipfeln hoher Bäume bauen die Raben ihr Nest aus
Reisern, Vaumwurzeln, Dornzweigen und füttern es mit Moos, Wolle,
Federn und Haaren aus. Da hinein legen sie drei, vier oder fünf
grünliche, braungefleckte Eier. G. Walther.
221. Pie Schlangen.
Noch immer glauben Leute, daß die giftigen Schlangen mit der
Zunge stechen. Allein es ist schon lange außer Zweifel gesetzt, 'daß sie
an der oberen Kinnlade zwei Giftzähne haben, die sie in eine Scheide
zurückziehen und wieder hervorstoßen können. Die Zähne sind hohl
und haben an den Spitzen eine seine Öffnung. Hinter jedem Zahne
befindet sich eine Drüse, worin das Gift bereitet wird, und wenn das
Tier,, beißt, so tritt das Gift aus der Drüse in den Zahn und durch
die Öffnung in die Wunde. An jenen Zähnen hätte man also wohl
ein Kennzeichen, die gefährlichen Tiere dieser Art von den unschuldigen
zu unterscheiden. Aber wie kann man ihnen, solange sie leben, in das