fullscreen: Methodischer Leitfaden für den geographischen Unterricht in gehobenen Schulanstalten

Als Hauptbeweis für die Umwälzung der Erde um die Sonne gilt das 
von dem Astronomen Newton aufgestellte Gesetz, nach welchem alle Him- 
melskörper, also auch die Erde, vermöge der ihnen innewohnenden 
Centrifugal-Kraft (Fliehkraft) und der Centripetal-Kraft (Schwer- 
oder Anziehungskraft) sich bewegen müssen. 
Weil diese beiden Kräfte mit gleicher Stärke wirken, darum beschreiben 
die Erde und sämtliche Planeten in ihrem Laufe nicht wagerechte oder senk- 
rechte, sondern Bogenlinien, deren von der Kreislinie regelmäßig abweichende 
Formen Ellipsen (Langrunde) heißen. 
§. 3. Erscheinungen, welche sich auf die Bewegung der Erde gründen. 
Da also die Erdbahn kein vollkommener Kreis, sondern eine Ellipse ist, so 
hat diese Bahn, wie jede Ellipse, einen längeren und einen kürzeren Durch- 
messer. Halbiert man den langen Durchmesser, so heißt der Halbierungspunkt 
der Mittelpunkt der Ellipse. Die Sonne steht in der Ellipse, aber nicht in 
diesem Centrum, sondern in einem andern Punkte, in dem einen der beiden 
sogenannten Brennpunkte, die rechts und links vom Mittelpunkte der Ellipse 
sich befinden.^) Aus diesem Grunde steht die Erde bei ihrem Umlauf der 
Sonne bald näher, bald ferner. Die Sonnennähe (PeriHelium) beträgt 
20^ Mill. Meilen uud die Sonnenferne (Aphelium) 21 Mill. Meilen. 
Die erftere fällt aus den l. Januar und die letztere auf den 2. Juli. Die 
ganze Erdbahn misst ca. 126 Mill. Meilen. 
Denkt man sich die Erdbahn als den Rand einer Ebene und in dem 
Brennpunkte derselben eine senkrechte Linie errichtet, so wird man finden, dass 
die Erdachse mit dieser Linie nicht parallel läuft, sondern von dieser Richtung 
23Vs ° abweicht. Diese schräge Stellung der Erdachse zur Erdbahn verursacht 
auf der Oberfläche der Erde einen steten Wechsel der Jahreszeiten 
und Tageslängen; denn in dem einen halben Jahre wird die füdliche, und 
in dem andern die nördliche Hälfte der Erde durch die senkrechten Strahlen der 
Sonne stärker erleuchtet. Die Erdachse behält bei dieser Bewegung immer die- 
selbe Richtung. Der Nordpol der Erde weist dabei stets auf eine Stelle im 
Himmelsraume, der sich in der Nähe des Polarsternes befindet.**) Diesen 
Punkt nennen wir den nördlichen Himmelspol. Ihm gegenüber befindet 
sich der südliche Himmelspol. Eine gerade Linie, als Verlängerung der 
Erdachse nach den beiden Himmelspolen gedacht, heißt die W e l t a ch s e 
(Himmelsachse). 
Durch die oben beschriebene feste Stellung der Erdachse wird der Vorgang 
des Erdlaufes in einem Jahre auf folgende Weise sich gestalten: Wenn die 
Erde zur Sonne so gerichtet ist, dass die Sonnenstrahlen den Aequator senkrecht 
treffen, so haben wir Tag- und Nachtgleiche oder Aequinoktium. Es 
steht dann die Sonne beim Aufgange gerade im Ostpunkte und beim Unter- 
gange genau im Westpunkte. Diese Erscheinung beobachten wir am 21. März 
und 23. September (s. Fig. 1 I. u. III.). Bald aber treffen die senkrechten 
Strahlen der Sonne nicht mehr genau auf den Erdäquator, sondern zeichnen 
gleichsam mittags eine Schneckenlinie (während unseres Sommers) nördlich vom 
Aequator auf der sich drehenden Erde bis 23Vs 0 nördl. Breite. Im Winter 
) Die Ebene der Erdbahn ist dieselbe mit derjenigen des sogenannten Thier- 
kienes oder der Ekliptik. Diese Ebene steht aber gegen den Aequator schräg: 
daher spricht man von der Schiefe der Ekliptik. Aequator und Ekliptik durch- 
schneiden einander unter einem Winkel von 2372° (s. Fig. 1). 
. **) Den Polarstern findet man, wenn man sich bei dem großen Bären oder 
Himmelswagen eine gerade Linie durch die beiden Hinterräder am Himmel aufwärts 
1 / mal so lang gezogen denkt, als sie selbst von einander entsernt sind. 
Dietlein, Leitfaden. Ii. Auflage. q
	        
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