Full text: Weimarisches Lesebuch

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In den herrlichsten Farben schillerten aut einmal alle die 
Regentropfen. Gerade wie der kleine, kluge, goldene Sonnen¬ 
strahl es vorausgesagt hatte. 
Das war eine Freude! 
Und das war eine Brücke, die Sonnenstrahlen und Regen¬ 
tropfen da im Spiele bauten! Ein Brückenbogen — so schön, 
so buntschillernd, wie noch kein Baumeister auf der Erde 
jemals einen gebaut hatte. 
Und die Leute unten auf der Erde, die den ganzen Tag 
nur den grauen Regenhimmel hatten ansehen müssen, und 
nun auf einmal den wundervollen Farbenbogen da oben 
stehen sahen, die freuten sich auch mächtig! 
„Ein Regenbogen!“ riefen sie — „kommt schnell ans 
Fenster, Kinder — ein Regenbogen. Aber schnell, schnell — 
sonst vergeht er wieder.“ Sophie Reinheimer. 
150. Rätsel. 
Von perlen baut sich eine Brücke 
Hoch über einen grauen See, 
sie baut sich auf im Augenblicke, 
und schwindelnd steigt sie in die Höh'. 
Der höchsten schiffe höchste Wasten 
ziehn unter ihrem Bogen hin, 
sie selber trug noch keine Lasten 
und scheint, wie du ihr nahst, zu siiehn. 
Sie wird erst mit dem Strom — und schwindet, 
sowie des Wassers Aut versiegt. 
So sprich, wo sich die Brücke findet, 
und wer sie künstlich hat gefügt? Schiller. 
151. Oeupfer-chenritt. 
Heupferdchen sprang im Wiesental 
vergnügt aus grüner Weide. 
Der Däumling rief: „Komm her einmal, 
ich weiß was für uns beide! 
Wir reiten bis ans End' der Welt 
und noch ein Stückchen weiter, 
wir brauchen gar kein Reisegeld, 
du: Rößchen — ich: der Reiter."
	        
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