Full text: Deutsches Lesebuch mit Bildern für Volksschulen

52 
in diesen Gegenden wieder her und brachte einen dänischen Fürsten zur Taufe; 
die übrigen Dänen mußten versprechen, die furchtbaren Menschenopfer, die noch 
bei ihnen gebräuchlich waren, abzuschaffen. 
Unterdessen war die Zeit des Waffenstillstandes mit den Ungarn abgelaufen. 
5 Heinrich hatte sich schon vorher auf einer Versammlung der Zustimmung des 
Volks für diesen Fall versichert. Alle hatten Hilfe gelobt; als daher die Ge¬ 
sandten den ferneren Tribut zu fordern kamen, wurden sie mit Hohn abgewiesen. 
Ein fürchterlicher Heereszug brach darauf im März 933 wie ein Heuschrecken¬ 
schwarm in Thüringen und Sachsen ein; aber die Deutschen waren diesmal 
10 auf sie gefaßt und fürchteten nur, die Ungarn möchten ihrer Rache nicht stehen. 
Und so geschah es auch. Die Flucht ward allgemein, doch wurden die meisten 
eingeholt und niedergehauen. Viele tötete Hunger und Kälte auf der Flucht. 
Es war ein herrlicher Sieg, der Niederlage des Varus zu vergleichen; denn 
es war eine gerechte Ausrottung frecher Räuber und Verwüster des Vater- 
15 landes. Die Hauptschlacht geschah wahrscheinlich in der Gegend von Merse¬ 
burg. Der König ließ dieselbe in der dortigen Pfalz durch ein Gemälde 
darstellen, und noch lebt dieser Sieg im Munde der Bauern des heutigen 
Kirchspiels Keuschberg bei Merseburg, wo er jährlich durch eine Predigt und 
durch eine einfältige Erzählung, die der Pfarrer dabei vorliest, gefeiert wird. 
20 Heinrich selbst baute aus Dankbarkeit gegen Gott viele Kirchen und Klöster 
wieder auf, welche die Ungarn zerstört hatten, und suchte die Wunden des 
Landes nach Kräften zu heilen. Er starb im sechzigsten Lebensjahre auf seinem 
Hofe Memleben an der Unstrut (2. Juli 936), als er eben einen Zug nach 
Italien beschlossen hatte. Sein Leichnam ward zu Quedlinburg, das er 
25 gegründet hatte, in der Kirche des heiligen Petrus beigesetzt. 
35. Seltsamer Spazierritt. 
(Hebel.) 
Ein Mann reitet auf einem Esel nach Haus und lässt seinen Buhen 
zu Fuss nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: ,,Bas ist nicht 
30 recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere 
Glieder.“ Da stieg der Vater vom Esel herab und liess den Sohn reiten. 
Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: „Bas ist nicht recht, Bursche, 
dass du reitest und lässest deinen Vater su Fuss gehen; du hast jüngere 
Beine.“ Ba safsen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter 
35 Wandersmann und sagt: „Was ist das für ein Unverstand, zwei Kerle auf 
einem schwachen Tier! Sollte man nicht einen Stock nehmen und euch beide 
her abjagen?“ Ba stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuss, rechts und 
links der Vater und Sohn und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter 
Wandersmann und sagt: „Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist’s nicht genug, 
40 wenn zwei zu Fuss gehen? Geht’s nicht leichter, wenn einer von euch reitet?“ 
Ba band der Vater dem Esel die vordem Beine zusammen, und der Sohn 
band ihm die hintern Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, 
der an der Strasse stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim. — 
Soweit kann’s kommen, wenn man es allen Leuten will recht machen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.