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tiere, die den Enten zur Nahrung dienen. Der breite Schnabel der
Ente ist mit kleinen Kämmen wie mit Zähnchen gesäumt. Durch diese
läßt sie das Wasser, das sie mit den Tierchen aufgenommen hat, ab⸗
laufen und hält im Schnabel nur das zurück, was ihr als Speise dient.
Nun steigt gar eine Ente aus dem Wasser heraus an das Land,
und viele ihrer Schwestern folgen ihr, alle in einer Reihe hinter einander.
Sie gehen auf ihren kurzen Schwimmfüßen sehr unsicher und wackelig
und lassen ein lautes Geschnatter hören.
Die Enten hier auf dem Teiche werden wie die Schwäne nur des
10 Vergnügens wegen gehalten, das sie den Menschen gewähren, wenn sie
auf dem Spiegel des Wassers dahingleiten. Diese haben ihnen ja auch
das hübsche Häuschen, das drüben auf dem Wasser schwimmt, zur
Wohnung gegeben. Die Landleute im Dorfe aber halten sich vielfach
Enten des Nutzens wegen, den sie bringen. Ihr Fleisch giebt einen
15 wohlschmeckenden Braten, und ihre Eier und Federn sind ebenfalls gut
zu gebrauchen. Nach Stahl.
363. Die Schlüsselblume.
Vom feuchten Wiesengrund und unter dem schattigen Gebüsche her—
vor leuchtet die goldgelbe Schlüsselblume uns freundlich entgegen.
20 Dicht am Boden breitet sich eine zierliche Rosette von fingerlangen,
eirunden Blättern aus. Die Oberfläche dieser Blätter erscheint runzelig,
kraus, ihr Rand ist zierlich gesägt und gewellt. Die Blattfläche zieht
sich am Blattstiel hinab und verläuft allmählich in diesem. Aus doer
Mitte des Blattkreises erhebt sich schlank und keck der flaumig behaarte
25 Blütenschaft. An seiner Spitze trägt er eine Dolde zahlreicher Blüten.
Welche Pracht zeigen die Blüten! Im bauchigen Kelche, der mit
fünf Zähnen endet, steckt eine zierliche, goldfarbige Röhre. Oben breitet
sich der Blumensaum wagerecht aus und zerspaltet sich in fünf schwach
ausgerandete Teile. Aus der Mitte der Röhre ragt der Stempel hervor.
30 So gleicht die Blume ganz einem Schlüssel aus duftendem Golde. Das
Schloß aber, das er öffnet, ist kein irdisches, das sagt schon der Name
des Blümchens; denn es wird Himmelschlüsselchen genannt.
Und der Name hat recht. Nachdem das Schneeglöckchen den Winter
mit seiner Sorge und Not glücklich zu Grabe geläutet hat, kommt das
85 Himmelschlüsselchen hervor und schließt für Kleine und Große den
wonnigen Lenz auf, die Zeit der Freude und der Lust, den Blumen—
himmel und den Konzertsaal der fröhlichen Vögel. Mit Jauchzen pflückt
es das Kind und bringt es seiner Mutter, gräbt es wohl auch mit allen
Würzlein aus und pflanzt es daheim in das Gartenbeet. Dort im