Full text: Deutsches Lesebuch mit Bildern für evangelische Volksschulen

2. Nach zwanzig Jahren stand ich in demselben Dorfe an derselben 
Stelle. Es war ein böser, kalter Wintertag. Ein blasser, ärmlich ge— 
kleideter Mensch klopfte an der Thüre des Schulhauses an. Der Schul— 
lehrer, ein rüstiger, stattlicher Mann, öffnete sie. Ich hörte die beiden 
folgendes sprechen: 
„Guten Tag, lieber Herr!“ 
„Guten Tag, lieber Mann!“ 
„Erbarmt Euch meiner, lieber Herr!“ 
„Was verlangt Ihr denn von mir?“ 
„Arbeit, Herr! Ich will Euch die Schulstube fegen, ich will Euch 10 
Ofen heizen oder andere Dienste der Art thun. Nehmt mich auf!“ 
„Könnt Ihr nicht noch andere Arbeit thun als die?“ 
„Nein, Herr!“ — 
„Warum denn nicht?“ 
„Ich habe nichts gelernt!“ 
„Wie heißt Ihr?“ 
„Ich heiße Michel, Herr!“ 
„Kommt herein, Michel, draußen ist's heute garstig, in der Schul— 
stube ist's schön. Da werdet Ihr hoffentlich auch noch jetzt etwas 
lernen.“ — Sie gingen hinein, und die Thüre ward wieder geschlossen. 20 
Der um Arbeit bettelnde Mann wußte in jenem Augenblick noch nicht, 
wer der freundliche Schullehrer war. Wir wissen es besser. 
Rob. Reinick. 
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88. Rätselfragen. 
Wie wird mit einem Wort genannt 
verbranntes Holz, gepflügtes Land, 
gefrornes Wasser, dürres Gras, 
gemahlner Weizen, großes Faß, 
gewen “s Garn, gesponnener Flachs, 
gu3 Taut, gegoßnes Wachs, 
gebundne Vlumen, dicker Strick, 
gebacknes Mehl und sechzig Stück, 
zerbrochne Töpfe, kleines Haus, 
gedrehte Därme, kleine Maus, 
ein schwarzes Pferd, ein junges Schaf, 
ein kleines Schwein und ew'ger Schlaf, 
geflochtnes Haar und breiter Fluß, 
eine junge Kuh und ein hörnerner Fuß? 
Aus „Des Knaben Wunderhorn“. 
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