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Der Oybin.
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101. Der dubin.
Kaum ein Berg unseres Daterlandes verdient so sehr, eine
Perle Sachsens genannt zu werden, wie der Oybin im Zittauer
Gebirge. Mit Stolz nennen ihn die CLausitzer den schönsten Berg
ihrer Heimat. Und in der Tat lockt er jährlich Tausende von
Besuchern an, die sein Lob immer weiter ausbreiten. Man muß
ihn selbst gesehen haben, diesen Sandsteinkegel! Aus einer
Wiesenmatte steigt er wie ein gewaltiger Bienenkorb empor,
von weiten Felsspalten senkrecht zerklüftet und von tiefen
Derwitterungsstreifen wagerecht eingeschnürt. Die Ruinen einer
Burg und eines Klosters grüßen von seiner höhe ins Tal und
versetzen den Wanderer in jene Zeit zurück, da noch Ritter und
Knappen ihr lärmendes Kriegshandwerk trieben. Besuchen
wir sie!
BeidenxRittern.
Ein steiler Weg windet sich zwischen Gebüsch und Fels—
blöcken hinauf. Die Zugbrücke rasselt nieder; das schwere
eichene Burgtor öffnet sich. Schweigend zeigt der Torwart auf
ein zweites Tor. Ein Eisengatter fährt in die höhe; wir
schreiten unter ihm durch und stehen im Burghofe. RKnechte
halten gezäumte Pferde, deren Herren abgestiegen sind, und
Jagdhunde erwarten ungeduldig den Aufbruch zur Jagd. Ein
Knappe geleitet uns eine steinerne Treppe hinauf in den Kitter—
saal. Schilde, Speere und Schwerter schmücken die Wände. An
einem Eichentische sitzt der Burgherr, Heinrich von Leipa. Er
bietet uns den Willkomm und heißt uns niedersetzen. UNach
einer kurzen Rast führt er uns an die hohen Bogenfenster. Mit
Wohlgefallen schauen wir hinaus.
Weithin ziehen dunkle Wälder. Zu unsern Füßen liegt ein
grüner Wiesenteppich. In der Ferne steigen Mauern auf,
Türme und Dächer. Das ist die alte Sechsstadt Zittau. hinter
ihr Wald und hügel und blauer Duft. Und dort die schmale
Offnung, die wie ein Band mitten durch den Wald läuft? Das
ist die Leipaer Straße, die von Zittau über Olbersdorf auf den
Oybin zu führt. Sie preßt sich zwischen dem Ameisen- und dem
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