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Der Oybin.
Jonsberge hindurch, geht an der Feste Bürgstein vorüber nach
Leipa und Tetschen und mündet in die alte Königstadt Prag.
Tief eingeschnittene Wagengleise in dem zwei Meter breiten
hohlwege deuten auf lebendigen Verkehr. — Plötzlich Peitschen⸗
knallen, Pferdewiehern, Wagenknarren! Ein Zug fremder
Kaufherren naht. Zwei Landsknechte reiten voraus. hinter
ihnen keuchen schwer bepackte Castwagen, mit vier oder sechs
pferden bespannt. Aus Rußland und Schlesien führen sie Pelz-
waren, Fische von der Ostseeküste und Tuche aus Görlitz nach
Prag und Wien. Eine Schar Bewaffneter schließt den Zug.
Nicht immer zogen die Fuhrleute so friedlich vorüber; denn
Raubritter saßen auf der Burg. Sie lauerten auf die kostbaren
Waren, überfielen in der düsteren Waldstraße die Kaufherren,
beraubten sie und steckten sie ins Burgverließ, woraus sie nur
gegen hohes Lösegeld entlassen wurden. Dieses Unwesens über—
drüssig, zogen um 1280 die Leute von Zittau und Umgegend
wohlbewaffnet aus, erstürmten und zerstörten die Burg und ver—
trieben die Raubritter vom Oypbin.
Der Dater des herrn Heinrich, Chenko von Leipa, richtete
um 1283 die Burg wieder auf und verstärkte sie durch Erbauung
eines festen Turmes. Sechzig Jahre später erstieg in einer
Novembernacht der fehdelustige Kitter Johann von Michelsberg
mit seinen Reisigen die Burg, überrumpelte die Besatzung und
machte sich zum Herrn des Jelsennestes. Uicht lange durfte er
sich seines Raubes erfreuen. Schon nach zwei Jahren kam der
Oybin in den Besitz Karls IV., des deutschen Kaisers und Königs
von Böhmen.
Beiden Cölestinern.
Karl IV. schenkte Berg und Burg frommen Mönchen aus
dem Cölestinerorden, die er liebgewonnen hatte. Um Pfingsten
des Jahres 1366 trafen die Cölestiner ein und begannen sofort
den Bau eines Klosters. So sehr lag dem Kaiser dessen
Förderung am Herzen, daß er den Mönchen seinen berühmten
Dombaumeister Peter von Gemünd aus Prag sandte, der den
Plan zum Bau entwarf. Wo bisher Speere brachen und Schilde