II. Naturkundliches.
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fast wie Hyacinthen duftenden Blüten bewundern. Denn noch vor
den Blättern kommen diese aus der glatten hellbraunen Rinde der Zweige
Die länglichen, anfangs hellgrünen, später dunkelgrünen
lättchen erscheinen erst, wenn die Blüten abgefallen sind. Das Holz
und die Rinde des Stammes enthalten einen scharfen Saft, der auf
der Haut Blasen zu ziehen im stande ist. Noch giftiger aber sind die
n den Vogelbeeren ähnlichen Früchte, die im Sommer ihre Reife
erlangen.
56. Das Lochsalz.
Vber die ganze Erde verbreitet sien das notwendigste Gewũrz:
das Kochsalz Es liegt bergehoeh in der Erde als Steinsalz; es
quillt seit der Weltschöpfung als Salzsole aus unzähligen Salz-
quellen; es bedeckt als kristallischer Überzug die unfrucht-
baren Steppen Nordafrikas, Mittelasiens und Chiles; es schwimmt
in so ungebheuren Massen im Weltmeere, dass man, wollte man das
gesamte Meerwasser verdunsten, das ganze feste Land der Erde
666 m hoch mit Salz? würde bedecken können! Schaut hinaus auf
das unermessliche Meer; sein blaues, durchsichtiges, lieblieb anzu—
gehendes Wasser schmeckt salzig und bitter, ist untrinkbar für
Menschen und Tiere, bleibt aber vor Fäulnis geschützt durch das
Salz. Steigt hinab in Wieliczka's (Spr. Njelitschka) wunderbare
dalzbergwerke, wo man so reines und durehsichtiges Salz findet,
dass man es sogleien, wie es aus der Erde kommt, verbrauchen
kann; besueht Osterreiens Salzkammergut mit seinen unermess-
lichen Salzschätzen bei Ischl und Hallein und Hallstadt und
das bairische Re ichenball; seht Preussens unerschöpfliche Salz-
quellen bei Halle; und überall, wo sonst euech der Ortsname Hall
begegnet, da werdet ihr das finden, was das Mort bezeichnet:
das dalz!
In Flôtzgebirgen liegt in gewaltigen Lagern das Steinsalz,
das man bergmännisch gewinnt, Preilich ist es nicht selten mit
Giüps, Thon und erdigen Teilen vermischt, und dann werden
nieht dĩe dalzsteine herausgeschafft, sondern man lässt in die Salz-
gruben Wasser hinein, welehes das Sal- auslaugt. Im schosse
der Berge entstehen dann grosse, vom Vasser ausgefressene Höhlen,
wie in Hallein, wo der Premde mitten im dalzberge auf einem
Kahne über einen kleinen Salzsee schifft, vährend an den VWänden
und an der Decke beim Scheine der Fackeln und Lichter die roten,
weissen, blauen, grauen Salzkristalle wie in einem Peentempel
wunderbar glänzen. Gewaltige, oft stundenlange Solwasser-
leitungen führen die gesättigte Salzsole in die Siedehäuser
nach Igehl, wo in ungeheuren Pfannen dureh Feuer das Wasser
verdunstet und die weilsen Salzkristalle anschiessen und zurück-
bleiben. In Zuckerhutformen gedrückt, wird dann das Salz —
das hier wie überall zu den Einnahmen des Staatsschatzes gehört
— ausgeführt in das Land und beim Gebrauche erst klar gestossen.