fullscreen: Älteres deutsches Epos (Band 1, [Schülerband])

13 — 
Von Alten und von Jungen mancher Stoß erklang, 
Daß der Schäfte Brechen in die Lüfte drang. 
Die Splitter sah man fliegen bis zum Saal hinan. 
Die Kurzweile sahen die Fraun und Männer mit an. 
Der Wirt bat es zu lassen. Man zog die Rosse fort; 
Wohl sah man auch zerbrochen viel starke Schilde dort 
Und viel der edeln Steine auf das Gras gefällt 
Von des lichten Schildes Spangen: die halten Stöße zerschellt. 
Da setzten sich die Gäste, wohin man ihnen riet, 
Zu Tisch, wo von Ermüdung viel edle Kost sie schied 
Ünd Wein der allerbeste, des man die Fülle trug. 
Den Heimischen und Fremden bot man Ehren da genug. 
Da ließ der Fürst verleihen Siegfried, dem jungen Mann, 
Das Land und die Burgen, wie sonst er selbst getan. 
Seinen Schwertgenossen gab er mit milder Hand: 
So freute sie die Reise, die sie geführt in das Land. 
1. Das Hofgelage währte bis an den siebten Tag. 
Sieglind die reiche der alten Sitte pflag, 
Daß sie dem Sohn zu Liebe verteilte rotes Gold: 
Sie konnt' es wohl verdienen, daß ihm die Leute waren hold. 
So lange sie noch lebten, Siegmund und Siegelind, 
Wollte nicht Krone tragen der beiden liebes Kind; 
Doch wolll' er herrlich wenden alle die Gewalt, 
Die in den Landen fürchtete der Degen kühn und wohlgestalt. 
16. 
3. Wie Siegfried nach Worms kam. 
.. Ihm rieten seine Freunde und die in seinem Lehn, 
Hab' er stete Minne sich zum Ziel ersehn, 
So soll er werben, daß er sich der Wahl nicht dürfe schämen. 
Da sprach der edle Siegfried: „So will ich Kriemhilden nehmen.“ 
Solche Märe hörte der König Siegmund. 
Es spraͤchen seine Leute: also ward ihm kund 
Seines Kindes Wille. Es war ihm höchlich leid, 
Daß er werben wolle um diese herrliche Maid. 
Da sprach der kühne Siegfried: „Viellieber Vater mein, 
Ohn' edler Frauen Minne wollt' ich immer sein, 
Wenn ich nicht werben dürfte nach Herzensliebe frei.“ 
Was jemand reden mochte, so blieb er immer dabei. 
Ist dir nicht abzuraten,“ der König sprach da so, 
„So bin ich deines Willens von ganzem Herzen froh 
Ünd will dir's fügen helfen, so gut ich immer kann; 
Doch hat der König Gunther manchen hochfährtgen Mann. 
„Wie mag uns das gefährden!“ hub da Siegfried an: 
„Was ich mir im Guten da nicht erbitten kann, 
Mag ich schon sonst erwerben mit meiner starken Hand, 
Ich will von ihm erzwingen, so die Leute wie das Land.“ 
Am siebenten Morgen zu Worms an den Strand 
Ritten schon die Kühnen; all ihr Gewand 
War von rotem Golde, ihr Reitzeug wohlbestellt; 
Ihnen gingen sanft die Rosse, die sich da Siegfried gesellt.
	        
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