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die Vorhut führte, ließ sich mit ihnen bei dem Dorfe Hackenberg auf ein
Gefecht ein, und da er hart bedrängt wurde, unterstützte ihn der'Kurfürst
mit seiner ganzen Macht. In der Schlacht bei Fehrbellin kämpften etwa
6000 brandenburgische Reiter mit zwölf Geschützen gegen ein weit über-
legenes schwedisches Heer, in dem alle Waffengattungen vertreten waren.
Der yernd wurde zum Rückzug auf Fehrbellin genötigt. Am nächsten Tage
verfolgte man ihn über Fehrbellin hinaus, und erst bei Wittstock in der
Prignitz machte man Halt. Die Schweden waren durch ihren eiligen
Rückzug in große Unordnung geraten und hatten schwere Verluste erlitten.
Der tsieg eines Reiterheeres über eine „wohlformierte Armee" machte
bei Feind und Freund den größten Eindruck. Damals empfing der
Kurfürst den Namen „des Großen". Durch einen Feldzug von wenigen
Tagen hatte er sein Land von den Schweden befreit und griff sie nun
in ihren deutschen Besitzungen an.
In den nächsten Jahren eroberte er ganz Pommern, im Jahre 1677
nach einer langwierigen Belagerung die Stadt Stettin. Obwohl die
Bürger ihm heftigen Widerstand geleistet hatten, nahm er sie dennoch
gnädig auf und versicherte ihnen, daß er ihren Handel in jeder Weise
fördern wolle. 1678 setzte er auf seinen eigenen Schiffen seine Truppen
nach der Insel Rügen über und entriß sie den Schweden. Der letzte
Platz, der in seine Hände fiel, war die Stadt Stralsund.
Im Spätherbst 1678 fiel der schwedische General Hoorn von Riga
aus mit seinem Heere in Ostpreußen ein und bezog dort Winterquartier.
Roch vor Ablauf des Jahres aber brach der Kurfürst von Berlin gegen
ihn auf, überschritt die sestgefrorne Weichsel, setzte dann sein Heer in
Schlitten über das Frische und über das Kurische Haff und verlegte den
Schweden die Rückzugsstraße nach Riga. Hoorn entschloß sich zu dem
Rückmarsch durch das menschenarme Litauen. Von brandenburgischen
Truppen verfolgt, die erst zwei Tagemärsche vor Riga umkehrten, brachte
er nur noch Trümmer eines Heeres zurück.
Inzwischen hatten der Kaiser und die Niederländer mit Ludwig XIV.
zu Nymwegen Frieden geschlossen und ihm alle seine Eroberungen be-
stätigt. Friedrich Wilhelm versuchte wohl den Kampf gegen den über-
mächtigen Gegner allein weiterzuführen, aber er mußte sich endlich zu
dem ungünstigen Frieden von St. Germain (1679) entschließen, worin
er alle seine Eroberungen den Schweden wieder zurückgab. Diese Feld-
züge gegen die Schweden hatten ihm viel Ehre, aber wenig Gewinn
gebracht. Da ihn seine bisherigen Bundesgenossen im Stich gelassen
hatten, so trat er in ein Bündnis mit dem Könige von Frankreich.
§ 151. Die letzten Jahre. Im Jahre 1681 besetzte Ludwig XIV.
mitten im Frieden die deutsche Stadt Straßburg. Im Jahre 1685 hob
er das von Heinrich IV. gegebene Edikt von Nantes auf und nötigte
die Hugenotten, zum katholischen Glauben überzutreten. Viele Tausende