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Kürzere Zeit währt der Kampf, wenn ein altes, großes
Wiesel einen weiblichen Hamster angreift, der länger im Winter¬
bau verweilt und erst zu Anfang des April sein Falloch öffnet.
Aber nicht bloß im Freien stellt ihm dieser Räuber nebst dem
Iltis nach, sondern beide folgen ihm auch unter die Erde, um
ihn da zu erwürgen. A. u. K. Müller.
21. I»er Geiger in der Wolfsgrube.
Vor langer Zeit, als es in unseren deutschen Wäldern noch
Wölfe gab, ging ein Geigersmann, der den Leuten im Dorfe zur
Kirchweih aufgespielt hatte, in der Nacht heim und kam in dem
dicken Forste, durch den er wandern mußte, bald soweit zur Seite ab,
daß er am Ende in eine Grube fiel, welche der Jäger zum Wolfs¬
sange gegraben hatte. Der Schreck war schon groß genug für
den Geiger, da er so ohne weiteres von der ebenen Erde hinunter
in die Tiefe fuhr, wurde aber noch größer, als er unten aus
etwas Lebendiges siel, das wild aufsprang, und als er merkte,
daß es ein Wolf war, der ihn mit glühenden Augen ansah.
Der Mann hatte nichts in der Hand als seine Geige, und
in de'r Angst fing er an, vor dem geöffneten Wolfsrachen alle
seine Stücklein anszugeigen, die ihm aber diesmal selber gar nicht
lustig dünkten.
Dem Wolfe aber mußte diese Musik ganz besonders schön
und rührend vorkommen; denn er fing an, überlaut zu heulen,
was wohl wie bei unseren musikalischen Hunden, wenn sie Sang
und Klang hören, gesungen heißen sollte. Die anderen Wölfe
draußen ini Walde stimmten, als sie ihren Kameraden drinnen
in der Grube so singen hörten, auch mit ein, und ihr Geheul
kam manchmal so nahe, daß das Geigerlein, an welchem kaum
ein einziger Wolf satt geworden wäre, geschweige zwei, jeden
Augenblick fürchten mußte, es käme noch ein andrer, auch wohl
noch ein dritter und vierter Gast zu seinem bißchen Fleisch in
die Grube hinein.
Unser Kapellmeister in der Wüste guckte indes einmal übers
andre in die Höhe, ob's noch nicht Tag werden wollte; denn das
Geigen war ihm sein Lebtag noch nicht so lang geworden und
so sauer vorgekommen als da vor dem Wolfe; und er hätte