Full text: [Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr)] (Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr))

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14. Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün 
und malt auf den glänzenden Matten 
der Bäume gigantische Schatten. 
Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, 
will eilenden Laufes vorüberfliehn/ 
da hört er die Worte sie sagen: 
„Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen!" 
15. Und die Angst befliigelt den eilenden Fuß, 
ihn jagen der Sorge Qualen. 
Da schimmern in Abendrots Strahlen 
von ferne die Zinnen von Syrakus, 
und entgegen kommt ihm Philostratus, 
des Hauses redlicher Hüter, 
der erkennet entsetzt den Gebieter. 
16. „Zurück! du rettest den Freund nicht mehr, 
so rette das eigene Leben! 
Den Tod erleidet er eben. 
Von Stunde zu Stunde gewartet' er 
mit hoffender Seele der Wiederkehr/ 
ihm konnte den mutigen Glauben 
der Hohn des Tyrannen nicht rauben." — 
17. „Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht 
ein Retter willkommen erscheinen, 
so soll mich der Tod ihm vereinen! 
Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, 
daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht/ 
er schlachte der Opfer zweie 
und glaube an Liebe und Treue!" 
18. Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor 
und sieht das Kreuz schon erhöhet, 
das die Menge gaffend umstehet/ 
an dem Seile schon zieht man den Freund empor. 
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: 
„Mich, Henker," ruft er, „erwürget! 
Da bin ich, für den er gebürget!" 
19. Und Erstaunen ergreifet das Volk umher/ 
in den Armen liege:: sich beide 
nnb weinen vor Schmerzen und Freude.
	        
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