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Da sieht man kein Auge tränenleer,
und zürn Könige bringt man die Wundermär,-
der fühlt ein menschliches Rühren,
läßt schnell vor den Thron sie führen —
20. und blicket sie lange verwundert an.
Drauf spricht er: „Es ist euch gelungen,
ihr habt das Herz mir bezwungen. —
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn-
so nehmet auch mich zum Genossen an!
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
in eurem Bunde der dritte!"
Friedrich von Schiller.
47. Spricli^vörter und Sprüche von der
Freundschaft.
1. Ehe du jemand deinen Freund nennst, iß erst einen Scheffel
Salz mit ihm!
2. Der Freunde hab’ ich immer viel,
solang’ ich sie nicht brauchen will.
3. Wer ihn nicht sucht, dem wird der Freund nicht fehlen;
doch wer in Not versucht den falschen Freund,
verwandelt ihn sogleich in einen Feind.
4. Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot.
5. Ein guter Freund ist ein edles Kleinod.
6. Freund in der Not, Freund im Tod, Freund hinterm Rücken:
sind drei starke Brücken.
7. Wer alle Welt zum Freund will han,
der ist ein Narr bei jedermann.
8. Bei jedem Freunde halte still,
der dich nur, nicht das Deine will!
9. Teuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich
nützen;
zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind,
was ich soll.
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