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stimmte Bahnen geleitet und somit die Morphologie der Erdoberfläche
und das Natur- und Kulturleben auf dieser Erde wesentlich beeinflußt.
Das intelligente Geschlecht der Ameisen und Termiten schleppt Bau-
Material zusammen und errichtet hohe Naturbauten, der Biber baut
Wälle in Strombette. Die unzähligen kleinen Kalkschalen der Foramini-
feren fallen nach Absterben des Tieres, dem Gesetze der Schwerkraft
folgend, zu Boden und bilden so ganze Erdschichten; ein Vulkan über-
schüttet weite Landdistrikte mit glühender, zu Stein erhärtender Lava,
alles Leben vernichtend; sturmgepeitschte Wogen überfluten ganze Dörfer.
In historischer Zeit aber hat keine Naturkraft oder kein pflanzliches
oder tierisches Leben im freien Schaffen eine so gewaltige Veränderung
unseres Erdbildes geschaffen als des Menschen Geist. Die undurchdring-
lichen Sumpfdickichte wurden unter seiner Einwirkung zu Wiesen und
Ackern umgewandelt, weite, öde Sandgebiete wurden Sitze blühender
Siedelungen. Das Erdinnere durchwühlt der Mensch nach Bodenschätzen,
Berge ebnet er. Dem Meere gewinnt er im langsamen Fortschreiten Land
ab, weite Wassergebiete werden zu fester Erde. Schienenwege und Kupfer-
drähte umklammern die einzelnen Siedlungsstätten zu einem einheitlichen
Ganzen; Dampferlinien, Kabel und Luftwege verknüpfen die einzelnen
Kontinentalschollen zu der größeren organischen Einheit Erde — des
Menschen Werk. Eine solche staunenswerte Vereinheitlichung hat ihre
innere Ursache in der richtenden und ausbeutenden Einwirkung
des Menschen auf die Naturkräfte und Naturschätze der Erde.
Durch zweckentsprechende Anwendung der Naturkräfte hat der Mensch der
geschichtlichen Entwicklung der Kultur seines Geschlechtes die Richtung
vorgezeichnet.
Naturwissenschaftliche Fragen sind es somit wiederum, die ein besseres
Verstehen nicht nur der Erdmorphologie, sondern vor allem auch der Erden-
kultur gewährleisten.
Natur und Kultur sind die zwei wichtigen Grundpfeiler, auf
denen das Wissensgebäude der Erdkunde ruht.
Die naturwissenschaftliche Betrachtung erklärt am besten
den Himmelskörper Erde und die Arbeit des Menschen an
den Gütern dieser Erde.
Damit ist der Methode der geographischen Forschung der
Weg gewiesen, und diese beeinflußt wieder die Unterrichtsmethodik.
Naturwissenschaftliche Betrachtungsart des geographischen Stoffes fordert
die Erarbeitung desselben mit den Hilfsmitteln der Natur-
forschung, die auch für die Methodik des Naturunterrichtes maßgebend
wurden, durch Beobachten und Versuchen.
Beobachtung und Versuch, welche dem Schüler in der Heimat durch
eigenes Tun den Blick für das Ganze öffnen, werden zu den vornehmsten
Arbeitswegen im Geographieunterrichte zu rechnen sein. Eine solche induktive
Methode legt im ersten Unterricht wissenschaftlich den Grund für den weiter-
führenden Unterricht.