fullscreen: Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht

2 
stimmte Bahnen geleitet und somit die Morphologie der Erdoberfläche 
und das Natur- und Kulturleben auf dieser Erde wesentlich beeinflußt. 
Das intelligente Geschlecht der Ameisen und Termiten schleppt Bau- 
Material zusammen und errichtet hohe Naturbauten, der Biber baut 
Wälle in Strombette. Die unzähligen kleinen Kalkschalen der Foramini- 
feren fallen nach Absterben des Tieres, dem Gesetze der Schwerkraft 
folgend, zu Boden und bilden so ganze Erdschichten; ein Vulkan über- 
schüttet weite Landdistrikte mit glühender, zu Stein erhärtender Lava, 
alles Leben vernichtend; sturmgepeitschte Wogen überfluten ganze Dörfer. 
In historischer Zeit aber hat keine Naturkraft oder kein pflanzliches 
oder tierisches Leben im freien Schaffen eine so gewaltige Veränderung 
unseres Erdbildes geschaffen als des Menschen Geist. Die undurchdring- 
lichen Sumpfdickichte wurden unter seiner Einwirkung zu Wiesen und 
Ackern umgewandelt, weite, öde Sandgebiete wurden Sitze blühender 
Siedelungen. Das Erdinnere durchwühlt der Mensch nach Bodenschätzen, 
Berge ebnet er. Dem Meere gewinnt er im langsamen Fortschreiten Land 
ab, weite Wassergebiete werden zu fester Erde. Schienenwege und Kupfer- 
drähte umklammern die einzelnen Siedlungsstätten zu einem einheitlichen 
Ganzen; Dampferlinien, Kabel und Luftwege verknüpfen die einzelnen 
Kontinentalschollen zu der größeren organischen Einheit Erde — des 
Menschen Werk. Eine solche staunenswerte Vereinheitlichung hat ihre 
innere Ursache in der richtenden und ausbeutenden Einwirkung 
des Menschen auf die Naturkräfte und Naturschätze der Erde. 
Durch zweckentsprechende Anwendung der Naturkräfte hat der Mensch der 
geschichtlichen Entwicklung der Kultur seines Geschlechtes die Richtung 
vorgezeichnet. 
Naturwissenschaftliche Fragen sind es somit wiederum, die ein besseres 
Verstehen nicht nur der Erdmorphologie, sondern vor allem auch der Erden- 
kultur gewährleisten. 
Natur und Kultur sind die zwei wichtigen Grundpfeiler, auf 
denen das Wissensgebäude der Erdkunde ruht. 
Die naturwissenschaftliche Betrachtung erklärt am besten 
den Himmelskörper Erde und die Arbeit des Menschen an 
den Gütern dieser Erde. 
Damit ist der Methode der geographischen Forschung der 
Weg gewiesen, und diese beeinflußt wieder die Unterrichtsmethodik. 
Naturwissenschaftliche Betrachtungsart des geographischen Stoffes fordert 
die Erarbeitung desselben mit den Hilfsmitteln der Natur- 
forschung, die auch für die Methodik des Naturunterrichtes maßgebend 
wurden, durch Beobachten und Versuchen. 
Beobachtung und Versuch, welche dem Schüler in der Heimat durch 
eigenes Tun den Blick für das Ganze öffnen, werden zu den vornehmsten 
Arbeitswegen im Geographieunterrichte zu rechnen sein. Eine solche induktive 
Methode legt im ersten Unterricht wissenschaftlich den Grund für den weiter- 
führenden Unterricht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.