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gehende die Nase rümpft und nach den Gebäuden emporblickt, an denen er
sofort eine Fabrik erkennt. Hier besteht eine Wollwäscherei, die fast sämtliche
Wolle reinigt, welche die Schafherden der Provinzen Ost- und Westpreußen,
Pommern und Posen, ja selbst Brandenburg liefern. Durch Pumpwerke wird
das Pregelwasser in große Kessel geleitet und hier erwärmt. Frauen und
Mädchen sortieren die Wolle in 4—5 Arten je nach der Feinheit des Fadens.
Zunächst wird nun die Wolle in großen hölzernen Bottichen mit warmem
Wasser von dem gröbsten Schmutz befreit. Die Hauptarbeit besorgen aber die
großen eisernen Harken, die, von der Dampfmaschine getrieben, die Wolle in
heißem Wasser hin und her zausen und sie dann in das nächste Gefäß werfen,
wo andre Harken die Arbeit fortsetzen. Nachdem dies vier- bis fiinfmal ge¬
schehen ist, gelangt die Wolle in den Spülapparat. Kaltes Wasser wird durch
Räderwerk in strudelnde Bewegung gesetzt, so daß die Wolle im Wasser hin
und her geworfen und von den letzten Schmutzteilchen befreit wird. Schleuder¬
maschinen entfernen dann das Wasser. Endlich wird die Wolle auf große mit
Dampf geheizte Böden zum Trocknen gebracht, dann verpackt und nach den
Spinnereien und Tuchfabriken verschickt.
So werden hier jährlich bis 25 000 Zentner Wolle gewaschen.
70 bis 80 Männer und Frauen erhalten täglich eine lohnbringende Be¬
schäftigung.
Auf Ostpreußens Fichtenbäume, die hier allgemein „Tannen" genannt
werden, hat es die Zellstoffabrik am Pregel vor dem Sackheimer Tore ab¬
gesehen, die aus dem dicken, spröden Holze den Stoff zu dem dünnen, schmieg¬
samen Papier bereitet. Das Zeitungsblatt, das du heute dem Vater aus
der Abholestelle brachtest, war vielleicht vor nicht langer Zeit noch ein Teil
des Fichtenbaumes im tiefen Walde. Freilich sind Ostpreußens Wälder schon
bedeutend gelichtet, so daß die Fabrik den größten Teil der 25 000 rm, die
sie jährlich zu Papierstoff verarbeitet, aus Rußland beziehen muß. Memel
und Pregel bieten ja die Gelegenheit billiger Verfrachtung.
Die ganzen Kloben werden in eine Maschine gesteckt, die sie unter lautem
Gestampfe in etwa 3 cm lange und y2 cm dicke Stückchen zerhackt. Mit
Schwefeldämpfen und andern ätzenden Stoffen werden sie dann einige Stunden
in großen Kesseln gekocht, wodurch die Holzfasern so weich werden, daß man
sie bequem mit den Fingern zerpflücken kann. Räderwerke zerreiben sie, und
Wasser löst sie in einen weißen Brei auf, der mehrmals gereinigt und aus-
gespiilt wird. Langsam schiebt die Maschine den so vorbereiteten Zellstoff über
heiße Walzen hinweg, die es bewirken, daß die Fasern aneinander geklebt
und zu langen, breiten Streifen verfestigt werden, die auf heißen Walzen
getrocknet und durch die Maschine selbst in große Platten zerschnitten werden.
Sie haben die Stärke eines Buchdeckels.
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