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sogar einige Senfgurken probieren ließen, wurde auf seinen Wink ein un¬
heimliches Gefäß mit Pemba, Palmwein, herbeigebracht und wir in über¬
quellender Dankbarkeit damit beschenkt. Zu dem Palmwein gesellten sich
dann auch bald die andern Dorfbewohner. Da der Jnmbe sein bester
Gast war, während es mir ganz unmöglich war, von dem widerlich¬
süßlichen Getränk etwas zu genießen, und seine Landeskinder ihm beim
Trinken fleißig halfen, so entwickelte sich bald eine allgemeine Heiterkeit
und Fröhlichkeit. Diese erreichte ihren Höhepunkt, als Gomas gebracht
wurden und nun fleißige Hände auf diesen Trommeln aus ausgehöhlten
Baumstämmen einen entsetzlichen Skandal vollführten. Erst als wir dem
Jnmbe bedeuteten, wir seien sehr müde, nahm er Abschied, und ohne Be¬
dauern sahen wir die schwarze musikalische Gesellschaft im Dunkeln ver¬
schwinden. Jetzt schnell auf das Feldbett und in die Decken eingewickelt!
Unbekümmert um die Wildnis um uns her, um das Kreischen der Nacht¬
vögel und das Schreien der Hyänen, in deren wenig angenehmes Konzert
sich, wie unsre Leute am Morgen behaupteten, auch das Brüllen eines
Löwen gemischt hatte, schliefen wir bald ruhig und fest ein, über uns
den tiefblauen Himmel mit seinen Millionen funkelnder Sterne.
8. Frühzeitig am nächsten Tage brachten uns Frauen aus dem Dorfe
in weitbauchigen, irdenen Gefäßen Wasser. Es unterschied sich zwar in
nichts von dem, das wir selbst uns am Abend vorher geholt, dennoch
wurde schnell damit ein Tee bereitet, dann alles wieder eingepackt, und
fort ging es. Der Weg war heute insofern angenehmer, als die Hügel
verschwunden waren. Nicht mehr Gneis wie gestern, sondern Kalkstein
trat zutage, und zweifellos ist es einst Meeresboden gewesen, auf dem wir
jetzt dahinschritten. Schier unabsehbar schien sich die Steppe nach allen
Richtungen auszudehnen. Das hohe, vertrocknete Riedgras zu beiden
Seiten des Pfades streifte allmählich wieder den grauschwarzen Staub von
den Kleidern, der sich am vergangenen Tage darauf gelegt hatte. Busch-
partien und einzelnstehende Bäume unterbrachen die Eintönigkeit der Ebene;
Antilopen grasten in der Ferne, und wiederholt trafen wir Herden
wohlgemüsteter Ziegen, die gewiß von den höher gelegenen Dörfern zur
Weide herabgetrieben waren. Nachdem wir vier Stunden gleichsam in
einem Meere von Gras marschiert, waren wir froh, in Ponghwe wieder
ein Dorf und damit das Ende dieser sich stets gleichbleibenden Steppe
zu erreichen. Ponghwe war für uns zugleich das Ende der afrikanischen
Wildnis, da bis hierher bereits die Arbeiter der Usambara-Eisenbahn¬
linie vorgedrungen sind. Diese soll das reiche Hinterland von Tanga
und besonders die äußerst fruchtbare Landschaft Usambara, wo mit bestem
Erfolge von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft Kaffeeplantagen