Aus dem
enfchenleben
1. Gott grüße dich!
1. Gott grüße dich! Stein andrer Gruß
gleicht dem an Innigkeit.
Gott grüße dich! Kein andrer Gruß
paßt so zu aller Zeit.
2. Gott grüße dich! Wenn dieser Gruß
so recht vom Herzen geht,
gilt bei dem lieben Gott der Gruß
so viel wie ein Gebet. Julius Sturm.
2. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt.
Siehe, wenn dich früh die Sonne zu einem neuen kräftigen Leben
weckt, so bietet Gott dir guten Morgen. Wenn sich abends dein Auge
zum erquicklichen Schlummer schließt, sagt er: „Gute Nacht!" Wenn
du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, sagt er: „Wohl be¬
kommt!" Wenn du eine Gefahr noch zu rechter Zeit entdeckst, so sagt
er: „Nimm dich in acht, und kehre lieber wieder um!" Wenn du am
schönen Maitag im Blütenduft und Lerchengesang spazieren gehst, und
es ist dir wohl, so sagt er: „Sei willkommen in meinem Schloßgarten!"
Oder du lebst so hin in den Tag, und es wird dir auf einmal wunderlich
im Herzen und naß in den Augen, und du denist: „Ich will doch anders
werden, als ich bin," so sagt er: „Merkst du, wer bei dir ist?" Oder
du gehst an einem offenen Grabe vorbei, und es schauert dich, so sagt
er, ob du katholisch oder lutherisch bist: „Gelobt sei Jesus Christus!"
Also grüßt Gott manchen: wer ihm nur antworten und danken
wollte! Johann Peter Hebel.
3. Muttersprache.
1. Muttersprache, Mutterlaut!
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
süßes, erstes Liebeswort,
erster Ton, den ich gelallet,
klingest ewig in mir fort.
Brünnerts Lesebuch. Dritter Teil.
2. Ach, wie trüb ist meinemSinn,
wenn ich in der Fremde bin,
wenn ich fremde Zungen üben,
fremde Worte brauchen muß,
die ich nimmermehr kann lieben,
die nicht klingen als ein Gruß!
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