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jenes Jahres den Grundstein lesje. Sein eigenes grosses Ver¬
mögen, sowie der damalige Reichtum der Bewohner Kölns,
verbunden mit dem christlich frommen Sinn derselben, machte
das Beginnen eines so großartigen Werkes möglich. Auch
brachten die unzähligen Pilger, die aus allen Gegenden zu
den Reliquien der heiligen drei Könige daselbst wallfahrteten,
zum Bau des Domes große Geldsummen zusammen. Im
Jahre 1322 wurde das Chor eingeweiht. Von jetzt an konnte
infolge kriegerischer Zeiten nur langsam fortgebaut werden,
und am Ende des 16. Jahrhunderts stellte man die Arbeiten
ganz ein, obgleich noch nicht die Hälfte derselben vollendet
war. Zu Anfang des laufenden Jahrhunderts glich daher das
Werk, von aussen betrachtet, einer großen Ruine.
Nach den glücklich beendeten Befreiungskriegen er¬
wachte die Begeisterung des deutschen Volkes für dieses
große kirchliche Denkmal der Vergangenheit aufs neue. Der
König von Preussen allein steuerte jährlich 150 000 Mark zur
Fortsetzung des Baues bei. Unter ihm und andern Fürsten
that sich das Volk in Vereinen zusammen, und es flössen
überall her reichliche Beisteuern. Am 4. September 1824,
also 520 Jahre nach der Einweihung des alten Chores, konnte
das neu vollendete Chor im Beisein vieler Fürsten und Herren
und unter dem Jubel einer unzähligen Volksmenge eingeweiht
werden. Und schon 38 Jahre später stand der ganze herrliche
Tempel mit seinen mächtigen, zum Himmel emporragenden
Türmen vollendet da. Am 15. Oktober 1880 wurde in Gegen¬
wart des deutschen Kaisers Wilhelm I. und seiner Gemahlin,
des deutschen Kronprinzen und dessen Gemahlin und fast
aller Fürsten des Deutschen Reiches der Schlußstein in die
Kreuzblume der nördlichen Turmspitze eingefügt, und tausend¬
stimmiger Jubel des von nah und fern herbeigeströmten
Volkes mischte sich in den Donner der Kanonen und das
Festgeläute aller Glocken Kölns.
Der Dom zeichnet sich durch große Ausdehnung, nament¬
lich der Höhen, aus. Er nimmt einen Flächenraum von 6900
Quadratmeter ein. Die Länge des ganzen Gebäudes misst 157
Meter; gerade so hoch sind auch die beiden Türme. Die Breite
ohne das Querschiff entspricht der Höhe des Dachgiebels und
beträgt 72 Meter. Das Chor wölbt sich inwendig in einer
Höhe von 50,5 Meter, und dieser Höhe entspricht die innere
Breite der Kirche. Sie ist in 5 Schiffe abgeteilt und, wie fast
alle gotischen Kirchen, in Kreuzform erbaut.
So großartig diese Ausdehnungen im Innern und Äußern