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Doch die Frau wußte gleich guten Rat. „Was meinst du,"
sagte sie, „wenn wir uns noch etwas Ackerland wünschten? Wir
haben gar so wenig. Da reicht so ein Zwickel gerade zwischen
unsere Äcker hinein; den wollen wir uns wünschen."
„Das wäre der Mühe wert!" erwiderte der Mann. „Wenn
wir ein Jahr lang tüchtig arbeiten und etwas Glück haben, können
wir ihn uns vielleicht kaufen." Daraus arbeiteten Mann und Frau
ein Jahr lang mit aller Anstrengung, und bei der Ernte hatte es
noch nie so geschüttet wie dieses Mal, so daß sie sich den Zwickel kaufen
konnten und noch ein 5tück Geld übrig blieb, „siehst du," sagte
der Mann, „wir haben den Zwickel, und der Wunsch ist immer
noch frei."
Da meinte die Frau, es wäre wohl gut, wenn sie sich noch
eine Auh wünschten und ein j)serd dazu. „Frau," entgegnete aber¬
mals der Mann, indem er mit dem übrig gebliebenen Gelde in der
Hosentasche klapperte, „was wollen wir wegen solch einer Lumperei
unsern Munsch vergeben? Die Auh und das Oferd kriegen wir
auch so."
Und richtig, nach abermals einem Jahre waren die Auh und
das j)ferd reichlich verdient. Da rieb sich der Mann vergnügt die
Hände und sagte: „Wieder ein Zahr den Wunsch gespart und doch
alles bekommen, was man sich wünschte. Was wir für ein Glück
haben!" Doch die Frau redete ihrem Manne ernsthaft zu, endlich
einmal an den Wunsch zu gehen.
„Ich kenne dich gar nicht wieder," versetzte sie ärgerlich. „Früher
hast du immer- geklagt und gebarmt und dir alles Mögliche
gewünscht, uno jetzt, wo du's haben kannst, wie du's willst, plagst
und schindest du dich, bist mit allen: zufrieden und läßt die schönsten
Jahre vergehen. Aönig, Aaiser, Gras, ein großer, dicker Bauer
könntest du sein, alle Truhen voll Geld haben — und kannst dich
nicht entschließen, was du wählen willst."
„Laß doch dein ewiges Drängen und Treiben!" erwiderte der
Bauer. „Wir sind beide noch jung, und das Leben ist lang. Gin
Wunsch ist nur in dem Ringe, und der ist bald vertan. Wer weiß,
was uns noch einmal zustößt, wo wir den Ring brauchen! Fehlt