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fand. Das Eis drang immer gewaltiger heran, und nach wenigen 
Stunden war nichts mehr von der Brücke übrig, als der einzige Bogen, 
auf dem des Zöllners Häuschen stand. Der Unglückliche, der seinen 
eigenen und feiner ganzen Familie Tod vor Augen sah, jammerte mit 
gerungenen Händen nach Hülse. Aber obwohl viele Menschen an beiden 
Ufern des Flusses standen und auch Schiffe zur Hand waren, so hatte 
doch niemand den Mut, den Nachen durch die rollenden Eisschollen zn 
zwängen, um den verzweifelnden Zöllner mit seiner Familie zu erretten. 
Ein reicher Graf sprengte heran, hielt einen mit Gold gefüllten 
Beutel in die Höhe und rief: „Dies zur Belohnung dem, der es wagt, 
die unglückliche Familie des Zöllners zu retten." 
Die umstehende Menge vernahm die Worte des edeln Grafen; aber 
keiner fand sich, der das Wagestück versuchen mochte, so lockend auch der 
Preis war. 
Schon gab man alle Hoffnung für den Bedrängten auf; da schritt 
ein schlichter Landmann durch die Menge an das Ufer, löste einen 
Nachen, sprang hinein und zwängte mit starkem Arme das Schiff durch 
das krachende Eis und durch die rauschenden Wogen. Mit bangem 
Herzen schaute ihm die Menge nach; mit bangerem Herzen erwartete 
der Zöllner seinen Retter. Glücklich kam dieser an; aber der Nachen 
war zu klein, die ganze Familie zu fassen. Dreimal wiederholte der 
Landmann seine kühne Tat, dreimal fuhr er an den Bogen und wieder 
zurück; da war ihm die Rettung gelungen. 
Die Geretteten überhäuften ihn mit Danksagungen, und der Graf 
überreichte ihm den Beutel mit Goldstücken; aber der Landmann wies 
ihn zurück. 
„Nicht für Geld," sagte er, „habe ich mein Leben gewagt; schenkt 
es dem armen Zöllner, der all'sein Hab und Gut verloren hat." 
Ohne eine Antwort abzuwarten, zerteilte er die Menge der Um-. 
stehenden und verschwand. 
Lauter Beifallsruf folgte ihm nach. 
Sein Name ist nicht bekannt geworden; aber der liebe Gott im 
Himmel kennt ihn. Franz Hoffmann. 
396. Die Weiden am Bache. 
Es stehen zwei Weiden am plät¬ 
schernden Bach, 
die schliefen wie tot, nun sind sie wach, 
nun haben sie offen die Augelein 
und blicken munter ins Wasser hinein. 
Sie treiben aus ihrem grünen Haus 
die flockigen, wolligen Blüten hinaus 
und sagen: „Der liebeLenz will kommen, 
er hat uns die Binde vom Auge ge- 
Am Mittag kommt ein Bienchett 
geflogen, 
hat an den Blüten sich satt gesogen; 
dann sprich t's: „Dank für die erste Gabel 
Jetzt eil' ich, daß ich die Königin labe, 
und morgen, wenn wehet ein linderHauch, 
so kommen die lieben Schwestern auch, 
gehn zu Gaste bei euch und summen 
ini Chor 
das erste Frühlingslied euch vor." 
nommen. 
Die Weiden haben's gern vernommen: 
„Kommt alle nur! Ihr seid uns willkommen. 
Schön ist's, von seiner Fülle zu geben 
und mit den Guten in Frieden zu leben." Fr. Hoffmann.
	        
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