Object: Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 (Teil 2)

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unb nun konnte er sich mit Eifer nngestört bem Stubium ergeben. In 
reTv 1 Lebens,ahre bezog er 1501 die berühmte Universität Erfurt 
tfc m wif scholastische Philosophie, gegen die er jeboch bald einen 
teesen Widerwillen empfand. und hörte von den Klassikern besonders Cicero 
Vergil und Llvws erklären. Im Jahre 1505 erhielt er die philosophische 
^gtf etwurde und beschäftigte sich nun nach dem Willen des Vaters, der 
©Ibfr W 42"Tt,d,m lta"be °"K°schwungeu hatte, mit dem 
Ltudmm der Rechte, da et auf diesem Wege zu ben höchsten weltlichen 
Ehren gelangen könne. Aber nun geriet Luther in mannigfache geistliche 
Anfechtungen. Er besaß von Natnr bei aller Heiterkeit seines Gemüts 
em lebhaftes Gefühl von seiner Sündhaftigkeit, dies übermannte ihn, nach- 
dem er s'ch m das Studium der Bibel versenkt hatte, zuweilen so sehr, 
daß er an Gott, an der Welt und an sich selbst verzweifelte. Um so 
weniger war es ihm möglich, bei dieser Zerrissenheit des Gemüts der 
Forderung des Vaters nachzukommen. Statt nach den Ehren der Welt 
zu streben, wandte er sich ganz von ihr ab und trat (1505) zum Erstaunen 
fetner Freunde und zum Mißfallen seines Vaters als Mönch in das 
Augustinerkloster zu Erfurt ein. In ber Erfüllung aller Vorschriften 
n ^"eingehen und Kasteien, that es ihm keiner seiner 
Ordensbruder gleich, den Frieden der Seele fand er aber dabei nicht. Erst 
durch das unablässige Studium der heiligen Schrift und der Kirchenväter 
gelangte er zu der Einsicht, ..daß der Mensch gerecht werde ohne des Ge- 
Metzes Werk allem durch den Glauben" (Römer 3, 28). Dieses Wort 
tröftete seine Seele, die sich nun im Frieden mit Gott wiederfand. Nicht 
durch mönchische Werke hatte er Ruhe für seine Seele gefunden, sondern 
oaomch, daß er die aus Gnaden angebotene Gerechtigkeit Christi erariff 
die von Gott dem Glauben zugerechnet wird. Damit war aber auch in 
seinem Leben der verborgene Anfang der Reformation gemacht; denn nur 
das was er innerlich selbst erfahren hatte, hat er später, als der äußere 
Anstoß dazu kam, nach außen hin wirksam werden lassen. 
Zu dem Bewußtsein von der Bedeutung seiner eigenen Erfahrungen 
kam Luther, der tm Jahre 1507 die Priesterweihe erhalten hatte, erst in 
Wittenberg. Hier hatte der Kursürst Friedrich der Weise von 
Sachsen die Universität Wittenberg gestiftet und den Generalvikar der 
Augustinerklöster in Deutschland, Dr. Staupitz, beauftragt, für die 
Universität einen tüchtigen und gelehrten Augustinermönch zum Professor 
vorzuschlagen. Dr. Staupitz hatte den eigen gearteten Luther in seinen 
Teelenkampsen kennen und lieben gelernt und zeigte sich nun bestrebt, dessen 
Gemütst,efe und Gelehrsamkeit zum Wohle der studierenden Jugend zu
	        
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