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Nero sah den Bäcker ganz erstaunt an und begann, laut
zu bellen: „Wau! Wau!“ „Es ist aber unrecht von mir, dich
guten Hund zu necken,“ sagte der Bäcker, „hier hast du das
Brot.“ Er wickelte das Brot in Papier und legte es in den
Korb. Der Hund wedelte mit dem Schwänze vor Freude.
Dann nahm er den Korb wieder ins Maul, spazierte durch die
Tür, die Sophie für ihn offen hielt, und lief die Straße entlang.
Sophies Wohnung lag in derselben Richtung. Sie ging hinter
Nero her und sah, wie er über die Straße in ein Haus hinein¬
lief, wo eine Dame am Fenster auf ihn wartete.
„Ratet, was ich beim Bäcker gesehen habe!“ rief Sophie,
als sie zu Hause ankam. Mutter, Vater und Geschwister, alle
rieten und rieten: „Kuchen, Pasteten, Pfefferkuchen, Schneebälle
und Torten.“ Ja, das hatte Sophie wohl alles gesehen, aber
das meinte sie natürlich nicht. Endlich, als sie alles durchge¬
raten hatten, was es beim Bäcker gewöhnlich zu sehen gibt,
erzählte Sophie von dem klugen Hunde Nero, der Brot einge¬
kauft hatte. A. Friedrich. (Kinderwelt.)
71. Die kluge Maus.
Eine Maus kam aus ihrem Loche und sah eine Falle. „Aha,"
sagte sie, „da steht eine Falle! Die klugen Menschen! Da stellen
sie mit drei Hölzchen einen schweren Ziegelstein ausrecht, und an
eines der Hölzchen stecken sie ein Stückchen Speck. Das nennen sie
dann eine Mausefalle! Za, wenn wir Mäuschen nicht klüger
wären! Wir wissen wohl, wenn man den Speck fressen will, klapps!
fällt der Ziegelstein herunter und schlägt den Näscher tot. Nein,
nein, ich kenne eure List!"
„Aber," fuhr das Mäuschen fort, „riechen darf man schon
daran. Vom bloßen Riechen kann die Falle nicht zufallen, und ich
rieche den Speck doch für mein Leben gern. Ein bißchen riechen
muß ich daran."
Es lief unter die Falle und roch an dem Specke. Die Falle
aber war ganz lose gestellt, und kaum berührte es mit dem Näschen
den Speck, klapps! so fiel sie zusammen, und das lüsterne Mäuschen
war zerquetscht. Brüder Grimm.