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ihre Tücken und Rücken kennen muß. — Und ich meldete mich kurz ent¬
schlossen.
Es drängen sich nicht gar zu viele zu dem einsamen, eintönigen
Dienst auf dem öden Meer. So wurde es mir nicht schwer, die Stelle
zu bekommen, und ich habe sie nun seit vielen Jahren verwaltet.
2. Meine Leute kommen und gehen; sie können's alle nicht lange
aushalten in dem stillen, schwanken, verankerten Gefängnis. Ist auch kein
Spaß, im Spätherbst und Winter Tag und Nacht, Woche um Woche
dazuliegen und die Stürme abzuwettern, wenn sie über die Nordsee her¬
kommen, in langer, losender Brandung die überkommenden Seen gegen
das Schiff heranhetzend, daß der weiße, zischende Gischt bis zu den La¬
ternen aufspritzt und über die Bälle in den Toppen wegfegt. Oder gar
erst, wenn dichter, weißer Nebel wie ein ungeheures Leichentuch sich über
die See breitet, sich um das Schiff hängt, daß es ist, als gebe es gar
keine Welt mehr außer der ganz kleinen, stillen, verdrossenen, die hier
binnenbords lebt, und von der ans das Nebelhorn in furchtbarer Gleich¬
mäßigkeit hiuausheult in die dicken Schwaden! Was nützt denn da das
Licht unsrer Laternen; der Nebel sangt es auf und verschlingt es! Und
wenn wir elektrisches Licht hätten, es nützte doch nichts! Nur der heulende
Klang ist es, der auch in solcher Nacht das Ohr zu finden vermag
und das fremde Schiff abhält, zu stranden und zerscheiternd auf der
bösen, verderblichen Bank unterzugehen, über der einst in alten Tagen
so manch zeternd Schreien verklungen und über die hin so manche
zertrümmerte Planke vom brausenden, brandenden Wasser geschwemmt
sein mag.
Es ist, während ich hier sitze und schreibe, dunkle, greifbare Nacht,
Weihnachtsnacht. Der Sturm saust über die Nordsee her. Kein Stern¬
lein am Himmel. Unser Herrgott hat heute nicht den großen Weihnachts¬
baum mit den Tausenden von funkelnden Lichtern angezündet. Schwarz,
lichtlos ist's oben, schwarz, düster um uns her, dunkel unter uns. Die
See brandet ums Schiff nach Gewohnheit; zuweilen tönt ein andrer Laut
dazwischen, das Schurren und Knarren der Eisschollen, die sich an ihm
entlang scheuern. Drinnen im Lande auf dem Fluß ist Eisgang, und die
zerschlagenen und zerfressenen Trümmer der Schollen, die dort sich zu
Mauern und Bergen gestaut hatten, ziehen an uns in wüstem Zuge
vorüber. Ich werde wohl bald meine vier Anker und 150 Meter Kette
an jedem einholen und mich hineinschleppen lassen müssen in den Hafen,
denn in mancher Stunde der Nacht hat's schon gar unheimlich geknirscht
um den Bug, wenn es war, als wolle das treibende Eis Sturm gegen
uns laufen.