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Schilderhäusern und Verteidigungsgängen umschloß den ehrwürdigen
Fürstensitz.
3. Seit 1852 erhob sich die Burg aus ihren Trümmern. König
Friedrich Wilhelm IV. hat sich in der neuen Zollernburg, die von
der alten Feste kaum mehr enthält als die Grundmauern und die
Kapelle, das schönste Denkmal seiner ehrfurchtsvollen Liebe gegen
die Altvordern seines Hauses gesetzt. Ausgeschmückt mit alten
Waffen, ehrwürdigen kirchlichen Kunstschätzen, Steindenkmälern von
wunderbarer Fremdartigkeit und lieblicher Schönheit, grüßt jetzt das
Schloß von Berg zu Berg, von Tal zu Tal, so stolz, so edel, daß
der Besucher fühlt, die alte ritterliche Zeit hat uns in ihm eine der
köstlichsten Perlen aus ihrem versunkenen Schatze zurückgegeben.
Sieh diese Backsteine und Türme! Wie stolz und kühn recken sich die
Zinnen und das von Erkern umgebene Dach in die Luft! Und trittst
du ein zum Burgtor, von dem dir der weise und milde Friedrich I.
von Brandenburg den Gruß entgegenruft, — erinnern dich nicht die
Verse:
Zollern, Nürnberg, Brandenburg im Bund
bauen die Burg auf altem Grund.
Mich errichtet Preußens starke Hand,
Adlertor bin ich genannt!
an eine Geschichte ohnegleichen, an den fürstlichen Sinn des Hauses,
das seine hohe Pflicht erfüllt hat, treu und tätig, weise und stark,
und das von höherer Hand geführt istr oft durch Dunkel und doch
segensvoll, bis es das Höchste erwarb, die reinste Krone der Welt
und des Volkes ungeteilte Liebe?
Noch hat es keinen Schlachtruf gegeben in der Welt, bei dem
so freudig alle Schwerter sich entblößten, noch nie ein Wort, das so
die alte deutsche Mannentreue weckt als den Namen ,,Hohenzollernu.
4. Und dann blicke von dieser hohen Warte zur Sommerzeit ins
Tal hinab! Sieh dort die Alb mit ihren Ausläufern voll Waldesgrün
und saftigem Moose, ihre Felsen, bald zerrissen, bald friedlich einander
nahetretend, ihre wasserreichen Täler und jene Bergeshöhen, deren
Namen vollwichtig klingen in jedes deutsche Herz, das der alten
Geschichte seines Volkes eingedenk ist. Sieh dort den Staufen! Sieh
dort Balingen und Rottweil und dort das düstre Haupt des Feld¬
berges, sieh dort das Blachfeld, das mit Flecken und Dörfern besät
ist, dort die Obstbaumgärten, dort die Hügelketten, die rebenbepflanzt
sich zum Neckar hinziehen!