Full text: [Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr)] (Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr))

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3. Da lächelt der König mit arger List 
und spricht nach kurzem Bedenken: 
„Drei Tage will ich dir schenken; 
doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist, 
eh' du zurück mir gegeben bist, 
so mutz er statt deiner erblassen; 
doch dir ist die Strafe erlassen." 
4. Und er kommt zum Freunde: „Der König gebeut, 
datz ich am Kreuz mit dem Leben 
bezahle das frevelnde Stteben; 
doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, 
bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; 
so bleib du dem König zum Pfande, 
bis ich komme, zu lösen die Bande." 
5. Und schweigend umarmt ihn der treue Freund 
und liefert sich aus dem Tyrannen; 
der andere ziehet von dannen. 
Und ehe das dritte Morgenrot scheint, 
hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint, 
eilt heim mit sorgender Seele, 
damit er die Frist nicht verfehle. 
6. Da gietzt unendlicher Regen herab; 
von den Bergen stürzen die Quellen, 
und die Bäche, die Ströme schwellen. 
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab, — 
da reitzet die Brücke der Strudel hinab, 
und donnernd sprengen die Wogen 
des Gewölbes krachenden Bogen. 
7. Und trostlos irrt er an Ufers Rand; 
wie weit er auch spähet und blicket 
und die Stimme, die rufende, schicket, 
da stötzet kein Nachen vom sichern Strand, 
der ihn setze an das gewünschte Land; 
kein Schiffer lenket die Fähre, — 
und der wilde Strom wird zum Meere. 
8. Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht, 
die Hände zum Zeus erhoben:
	        
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