Full text: Erstes Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 3, [Schülerband])

Zum Geburtstage Kaiser Friedrichs III. 149 
Zum 27. Januar. 
198. Kaiser Wilhelms II. Leutseligkeit und Freundlichkeit. 
1. Als unser jetziger Kaiser Wilhelm noch Prinz war, ging er 
eines Tages zur Weihnachtszeit durch die Stadt und sah vor einem Spiel— 
warenladen zwei Knaben stehen, die sich an dem Schaufenster nicht satt 
sehen konnten. 
Freundlich trat der Prinz an die beiden Büblein heran und sprach: 
„Nun sagt doch einmal, was euch am besten gefällt.“ Schnell rief der eine: 
„Das Schiff dort,“ indem er auf ein kleines Dampfschiff zeigte, das im 
Schaufenster stand. „Ja,“ sagte der Prinz Wilhelm, „das ist schön; das 
mußt du dir zu Weihnachten wünschen.“ „Ach,“ sagte der Kleine, „so 
viel Geld hat unser Vater gar nicht, uns so etwas Schönes zu kaufen.“ 
Da trat der Prinz in den Laden, kaufte das Schiff und schenkte 
es den Knaben. Diese wurden dadurch so erfreut, daß sie laut jubelten. 
Dann dankten sie dem hohen Offizier für das prächtige Geschenk und 
eilten frohen Herzens nach Hause. Noch mehr aber wuchs die Freude 
im Hause der Eltern, als man erfuhr, wer der freundliche Geber 
gewesen war. 
Eines Tages kehrte der Kronprinz Wilhelm (unser jetziger Kaiser) 
von den Übungen auf dem Exerzierplatze nach Berlin zurück. Unter den 
vielen Menschen, welche ihn grüßten, befand sich auch ein Bierfahrer, 
der mit seinem Handwagen anhielt und dem hohen Herrn ebenfalls zu— 
jubelte. 
Als der Kronprinz diesen Mann bemerkte, ritt er an denselben heran, 
reichte ihm die Hand und sagte in freundlicher Weise: „Guten Tag, 
Tappert, wie geht's denn, alter Freund?“ Dieser antwortete: „Es geht 
ganz gut, Kaiserliche Hoheit!“ Darauf richtete der Kronprinz noch einige 
Fragen an ihn und sprach: „Besuchen Sie mich doch einmal, lieber 
Tappert!“ Dann aber ritt er unter dem Jubel des Volkes von dannen. 
Tappert aber erzählte nun der Menge, daß er Soldat gewesen sei 
und während dieser Zeit bei dem Kronprinzen Dienste geleistet habe, und 
dabei konnte er die Leutseligkeit des hohen Herrn nicht genug rühmen. 
Nach J. G. Obst. 
Zum 18. Oktober. 
199. Zum Geburtskage Kaiser Friedrichs III. 
Kaiser Friedrich III. war der einzige Sohn Wilhelms J. und der 
Kaiserin Augusta. Er wurde am 18. Oktober 1831 geboren. Sein Vater 
war damals noch nicht Kaiser; er hatte den Titel „Prinz von Preußen“ 
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