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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
feiten der Verpflegung in der Stadt immer höher. Am 28. Januar mußte
Kapitulation Paris kapitulieren; die Forts wurden übergeben und von deutschen
Truppen besetzt.
Die Festung Straßburg war bereits kurze Zeit nach der Schlacht
bei Wörth von den Deutschen eingeschlossen worden. Den Oberbefehl über
die Belagerungstruppen führte General von Werder; in der Stadt
kommandierte General U h r i ch. Erst nachdem die Stadt bombardiert und
Einnahme Bresche geschossen worden war, entschloß sich dieser am 28. September zur
«trabburg Kapitulation; so kam Straßburg, nachdem es 189 Jahre lang französisch
28.
gewesen war, wieder in deutschen Besitz.
Einen Monat später fiel Metz. Die langwierige Belagerung hatte
den deutschen Truppen große Beschwerden auferlegt; Ausfälle mußten
zurückgewiesen werden; der Vorpostendienst war sehr anstrengend, die Ver¬
pflegung zeitweise kärglich, die Witterung sehr regnerisch, und Ruhr und
andere Krankheiten fügten ihnen großen Schaden zu. Endlich entschloß sich
Bazaine, da die Nahrungsmittel ausgingen, zur Kapitulation. Sie wurde
^on Metz om 27. Oktober abgeschlossen. Es war die größte Kapitulation der
37. Oktober. Weltgeschichte: 173 000 Ma>nn und 6000 Offiziere gerieten in Kriegs¬
gefangenschaft. Den tapferen Belagerern konnte keine Erholungszeit gegönnt
werden; man brauchte sie notwendig auf anderen Kriegsschauplätzen. König
Wilhelm aber ernannte jetzt den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Karl
zu Generalfeldmarfchällen und erhob Moltke in den Grafenstand.
Gambetta. § 254. Die Kämpfe mit den Provinzialarmeen. Die französische
Regierung hatte ihren Sitz in Tours genommen. Hier langte G a m -
b e 11 a, der anfangs in Paris geblieben war, dieses aber im Luftballon ver¬
lassen hatte, zu Anfang des Oktobers an und übernahm mit der ihm eigenen
außerordentlichen Tatkraft die Negierungsgeschäfte. Ihm verdankt es Frank¬
reich, daß es wieder eine Armee erhielt. Er leitete die Aushebungen, brachte
durch Anleihen im Auslande Geld auf, kaufte ebenfalls im Auslande Klei¬
dung, Waffen, Geschütze und organisierte so den nationalen Widerstand. Ein
großer Ubelstand war es jedoch, daß er sich bei seiner gebieterischen Art, ob¬
wohl er selbst nicht Soldat war, nicht entschließen konnte, die Generäle
frei handeln zu lassen, sondern häufig in die Unternehmungen eingriff und
diese dadurch schädigte. Es handelte sich bei den Kämpfen der nächsten
Monate um einen westlichen, einen nörd lichen und einen südöst¬
lichen Kriegsschauplatz.
-«Lotte" Im Oktober besetzte der bayrische General vonderTanndie Stadt
Orleans, mußte sie aber, als ein übermächtiges feindliches Heer heran¬
rückte, wieder räumen. Indessen war Metz gefallen, und Prinz Friedrich